Leipzigs größte Wohnungsbau-Genossenschaft Kontakt hat sich selbst erforscht – größere Investitionen in Grünau ab 2018 – LVZ vom 28.06.2017
Angesichts ihrer beachtlichen Größe tritt die Leipziger Wohnungsbau-Genossenschaft Kontakt nur selten öffentlich in Erscheinung. Doch das wird sich in den nächsten Tagen ändern. Denn das 1954 gegründete Unternehmen, bei dem mehr als 20.000 Messestädter zu Hause sind, hat jetzt erstmals seine Rolle für die Wirtschaftskraft und den sozialen Zusammenhalt in der Region untersucht. „Über die Ergebnisse wollen wir mit einer Öffentlichkeitskampagne informieren, die an vielen Stellen im Stadtbild und in verschiedenen Medien auftauchen wird“, so der Vorstandsvorsitzende Jörg Keim. „Ein wichtiges Ziel dabei ist, auch jungen Leuten klarzumachen, dass sich das Wohnen bei einer Genossenschaft lohnt.“
Zwar habe sich die Zahl der Bäume, welche die Kontakt für jedes neu geborene Kind von Genossenschaftsmitgliedern zusätzlich pflanzt (und mit Namensschild versieht) in letzter Zeit vervierfacht. Doch mit 18 Lebensbäumen im vergangenen Jahr gebe es noch einige Luft nach oben. Immerhin verfüge die Kontakt über 14.000 Wohnungen allein in Leipzig. Hinzu kommen noch 1.000 in Böhlen und Zwenkau.
Kindergarten für Lindenthal und neue Projekte in Grünau
Um junge Eltern zu unterstützen, stellt die Genossenschaft Ende Juli ihren zweiten Kita-Neubau fertig. Genau wie das erste Objekt in Marienbrunn wird auch das Haus am Gartenwinkel in Lindenthal über 81 Plätze (darunter drei Integrationsplätze) verfügen. 1,8 Millionen Euro wurden in das Projekt investiert. An der Leopoldstraße in Connewitz laufen die Arbeiten für ein Wohngebäude, in das bald 15 Familien einziehen können. Bei Baukosten von drei Millionen Euro dürften die dortigen Kaltmieten aber mindestens acht Euro pro Quadratmeter betragen. „Günstiger geht es bei den aktuellen Baupreisen und gesetzlichen Vorschriften kaum“, bedauert Technik-Vorstand Uwe Rasch.
Bei ihren nächsten Vorhaben hoffe die Genossenschaft aber, das neue Programm zum geförderten Wohnungsbau in Sachsen nutzen zu können. So habe die Vertreterversammlung gerade zugestimmt, 246 Wohnungen in Grünau (An der Kotsche 43-73) ab nächstem Frühjahr für 22 Millionen Euro zu sanieren. Gegenwärtig stehen dort 100 Wohnungen leer. „Alle betroffenen Mieter, die zumindest vorübergehend umziehen müssen, erhalten von uns größtmögliche Unterstützung“, betont Jörg Böttger, Vorstand für den Bereich Wohnungswirtschaft. Durch den Einsatz von Fördermitteln könnten nahe zum Kulkwitzer See nicht nur moderne, praktische Wohnungen samt Aufzug entstehen, sondern dabei ein Teil für Bezieher von Hartz IV bezahlbar bleiben.
130 Millionen Euro will die Kontakt bis ins Jahr 2021 investieren. So laufen Planungen zum Frankenheimer Weg, wo einst zwei Blöcke abgerissen wurden. Auch bei den dort – unweit vom Lindenauer Hafen – vorgesehenen Neubauten sollen Fördermittel zur Senkung der Mieten genutzt werden.
Dabei braucht sich die Kontakt beim Thema Soziales nicht zu verstecken. Im Durchschnitt zahlen ihre Mitglieder 4,62 Euro kalt pro Quadratmeter, erzählt Keim. Das liege klar unter dem Leipziger Mietspiegel und 44 Cent unter dem kommunalen Wohnungsunternehmen LWB (5,06 Euro). „Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass unsere Mieter von besonderen Leistungen wie kostenlosem Umzugsservice und Schlüsseldienst profitieren.“ Die Basis dafür sei ein genossenschaftseigener Regiebetrieb mit 100 Handwerkern.
Aufträge sichern weitere 324 Arbeitsplätze in der Region
Neben den 218 eigenen Mitarbeitern und Auszubildenden sichere die Wirtschaftstätigkeit der Kontakt ebenfalls die Jobs für weitere 324 Menschen in der Region. Von jedem Euro, den die Genossenschaftsmieter bezahlen, bleiben 62 Cent in Leipzig – als Aufträge an ortsansässige Firmen, Steuern, Löhne und Sozialabgaben. Samt der umliegenden Landkreise und der Stadt Halle sind es sogar 70 Prozent (oder jährlich 44 Millionen Euro), hat das Pestel-Institut aus Hannover ermittelt. Die Ergebnisse dieser Studie im Auftrag der Kontakt soll nun die Öffentlichkeitskampagne thematisieren.
Jens Rometsch
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 28.06.2017