„Baustart für 500 Wohnungen am Lindenauer Hafen“


Neues Viertel am Wasser für 150 Millionen Euro / Auch andere Stadtteile wachsen – LVZ vom 28.02.2017


500 Wohnungen sollen in den nächsten vier Jahren am Lindenauer Hafen entstehen. Es wird der erste neue Stadtteil aus mehrgeschossigen Bauten in Leipzig seit langer Zeit. Visualisierung: LESG/vectorvision


Am Lindenauer Hafen hat gestern der Bau des ersten neuen Leipziger Stadtteils seit Jahrzehnten begonnen. Bis Ende 2020 sollen dort etwa 500 Wohnungen für 1.000 Menschen entstehen – darunter auch einige Sozialwohnungen. Gewerbe, Restaurants und eine Kita mit über 100 Plätzen sind ebenfalls geplant. Gesamtinvestition: 150 Millionen Euro.
Vor 16 Jahren war im Zuge der Leipziger Olympia-Bewerbung die Idee geboren worden, an dem nie fertiggestellten Hafen ein olympisches Dorf zu errichten. „Damals galt das Wohnen am Wasser noch als kühne Vision“, sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) beim Baustart. Da Leipzig inzwischen die am stärksten wachsende Stadt Deutschlands sei, würden noch mehr völlig neue Quartiere gebraucht. „Den Warnungen, durch Bauvorhaben im gehobenen Segment würden Menschen verdrängt, möchte ich entgegenhalten, dass ein vergrößertes Wohnungsangebot das beste Mittel ist, damit die Mieten nicht durch die Decke gehen“, so Jung. „Ich werbe dafür, mehr Wohnungen zu bauen, damit die Mieten in Leipzig insgesamt bezahlbar bleiben.“
Am heutigen Dienstag berate die Verwaltungsspitze daher auch über den Entwurf eines städtebaulichen Vertrages, der einer 30-Hektar-Brachfläche in Eutritzsch gilt, fuhr der Oberbürgermeister fort. Am früheren Magdeburger Bahnhof wolle die Leipziger CG-Gruppe als Investor mehrere Tausend Wohnungen schaffen – davon mindestens ein Drittel mietpreisgebunden. Nach LVZ-Informationen soll dazu bereits im Sommer ein internationaler städtebaulicher Wettbewerb stattfinden.
Um einen neuen Stadtteil mit Schulen, Kitas, Gewerbe und einer Schwimmhalle geht es ebenfalls am Bayerischen Bahnhof. Auf 40 Hektar plant dort die Leipziger Stadtbau AG bis zu 3.000 Wohnungen. „Am Dösner Weg könnte es dabei noch 2017 losgehen“, so Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos). Noch liefen aber Gespräche zu der Frage, ob und wo der Investor das neue sächsische Programm zum sozialen Wohnungsbau nutzen kann. „Unser Ziel ist, bei allen großen Bauvorhaben einen Anteil von 30 Prozent Mietpreisbindung festzuschreiben.“
Für die 17 Hektar am Lindenauer Hafen begannen die Planungen schon 2008. Die Stadt hat seither den Karl-Heine-Kanal bis zum alten Ankerbecken verlängert, Uferpromenaden und Straßen errichtet. Das Bauland verkaufte die Kommune an 30 Selbstnutzer (für Eigenheime und ein Gemeinschaftshaus) sowie an neun verschiedene Investoren. Der Erlös lag um einige Millionen Euro höher als anfangs geplant. Mit der Tauchaer Firma Otto Heil ließ nun der erste Investor seine Bagger anrollen. In 20 Monaten sollen diese drei Häuser mit 66 Mietwohnungen und Tiefgarage bezugsfertig sein, so Geschäftsführer Christoph Heil. Die Stadt verhandle aktuell auch mit Hafen-Investoren über einen Sozialwohnungsanteil, betonte Dubrau. Zudem liefen Gespräche mit dem kommunalen Großvermieter LWB, welcher die Kita und auf drei Etagen darüber Sozialwohnungen errichten könnte.

Jens Rometsch

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 28.02.2017