„Blutjunge Entertainer“


Vergnügliche „Räuberkinder“ im wohltuend kühlen Theatrium – LVZ-Kritik vom 07.07.2015:

Wenn Seen und Freibäder wie am vergangenen Wochenende maßlos überfüllt sind, sehen manche lediglich in Balkonien den einzigen Ausweg zu einem guten Wochenende. Dass es sich allerdings lohnt, den hohen Temperaturen zum Trotz durch die Stadt zu pilgern, hat am Samstag das Theatrium in Grünau bewiesen. Das bot seinen vielen Gästen nicht nur einen herrlich kühlen Zuschauerraum, sondern lieferte mit „Räuberkinder braucht die Welt!“ eine gelungene Premiere, die Groß und Klein auch abseits des kühlen Nass gleichermaßen zu begeistern wusste.

Unter der Projektleitung von Anne Rab spielt das Ensemble die Geschichte der Ronja Räubertochter nach. Die wird während eines Gewitters auf der Mattisburg geboren und wächst zum Liebling aller heran. Eines Tages trifft Ronja (Lisa Große) auf Birk Borkasohn (Friedrich Brückner). Weil ihre Väter sich nicht leiden können, machen es die Kinder ihnen zunächst nach und liefern sich bei ihren Ausflügen durch den Mattiswald harsche Wortgefechte.
Doch nach gemeinsamen aufregenden Abenteuern, in denen es vor glitzernden Rumpelwichten, tanzenden Graugnomen und bösen Dunkelwesen nur so wimmelt, werden sie die besten Freunde. Gilt es nur noch, die eigenen Eltern davon zu überzeugen, dass Freundschaft viel mehr wert ist als jeder noch so kleine Streit.
Was im ersten Moment lediglich nach einer weiteren Adaption der altbekannten Erzählung Astrid Lindgrens klingt, ist letztlich eine erstaunlich lebendige und durchweg vergnügliche Produktion des Theatriums, die besonders von ihren jungen Darstellern lebt.
Denen sieht man nämlich an, dass sie das Publikum unterhalten wollen – und genau so wird gespielt. Mit noch scheuem Blick die Augen über die ersten Reihen wandern lassend, versichert sich der eine oder andere Schauspieler zunächst davon, dass über den letzten Witz tatsächlich gelacht wurde. Weil das an diesem Nachmittag immer der Fall ist, fährt man schon bald mit einem seligen Lächeln im Gesicht zu ungeahnter Leistung auf und wird zum Entertainer per definitionem.
Voller Elan spielt sich das große Ensemble harmonisch durch das von Rab für Kinder spannend gestaltete Stück und lässt die Zeit wie im Flug vergehen. Das sogar so schnell, dass es beinahe ein wenig traurig macht, wieder in die brütende Hitze zu müssen. Aber immerhin ist man sich danach sicher: Mehr Spaß am See hatte keiner.
Nächste Spieltermine nach der Sommerpause. Infos auf .www.theatrium-leipzig.de

Anne-Sophie Kretschmer

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 07.07.2015