Kaninchenzüchterin ist bei der Kleintierschau im Komm-Haus Grünau dabei – LVZ vom 15.03.2016
Alle freuen sich schon auf Emil. Emil ist wirklich ein Erlebnis. Ihm scheint es nichts auszumachen, mit Katzengeschirr und Leine ausgeführt zu werden. Auf der Wiese büxt er auch gern mal aus und versteckt sich unterm Wacholderbusch. „Da ist er schon mal eingepennt“, lacht die Besitzerin. Emil ist ein schlankes Hasenkaninchen, das Aufsehen erregt, sobald es über die Wiese flitzt. Und das tut es gerne, dann rennen nämlich alle hinterher, sogar die Jungs.
Das Rassekaninchen von Julia Roßberg ist vom 1. bis 4. April wieder bei der Kleintierschau im Komm-Haus Grünau zu erleben. Erst seit zwei Jahren gehört Julia Roßberg aus Markkleeberg zum Knauthainer Rassekaninchenzüchterverein. Mit 29 Jahren ist sie die zweitjüngste Züchterin unter den über 30 Mitgliedern.
Julia ist mit Kaninchen aufgewachsen. Opa Ulrich in Wiederitzsch hielt mehrere Mümmelmänner als Nutztiere. „Mit denen habe ich als Kind gern gespielt“, erinnert sich die 29-Jährige. „Die haben alles mitgemacht.“ Sie ließen sich auch fangen und im Puppenwagen ausfahren. Und: „Meine mussten immer an der Leine gehen.“ Aha, daher der Leinen-Emil.
Dass die Tiere irgendwann als Festtagsbraten aufgetischt wurden, hatte sie nicht gestört. Der Rasse Hasenkaninchen wandte sie sich zu, weil ihre Oma Annelies diese Tiere auf der Messe Haus-Garten-Freizeit entdeckt und der Enkelin zwei geschenkt hat. Dieses Ostergeschenk ließ Julia zur Züchterin werden.
Die Hasenkaninchen brauchen viel Platz. Bruder Alexander, der auch tierlieb ist, baut die Käfige. Die Weibchen brauchen jeweils eine eigene Wohnung, „sonst prügeln die sich“, erzählt Julia. Das seien richtige Rabauken. Kein Vergleich mit Angorakaninchen, die brav in ihrem Käfig hocken. Deshalb sei es ihr Ziel, etwas friedlichere Hasenkaninchen zu züchten.
Mittlerweile besitzt sie rund 20 „Fellnasen“, wie sie sagt, darunter auch die Rasse Helle Großsilber. Für die gelernte Gärtnerin ist das Hobby Kaninchenzucht ein schöner Ausgleich nach der Arbeit in einer Pumpenfirma in Eutritzsch, wo sie als Gärtnerin und Hausmeisterin tätig ist. Ihre Fellnasen besucht sie jeweils vor und nach der Arbeit.
Früh heißt es füttern und tränken, den Bestand durchsehen, ob alles in Ordnung ist. Nach der Arbeit wird Wasser nachgefüllt, Heu aufgeschüttet und ein Auslauf gestattet. Um mehr Auslauffläche zu schaffen, kaufte sie Maschendraht. Auf dem Hof ihrer Eltern in Markkleeberg hat sie zum Glück genug Platz. Um den Tieren aber Auslauf im Grünen zu ermöglichen und um Gemüse selbst anbauen zu können, dafür habe sie neuerdings eine Fläche in Störmthal gepachtet. Denn die Rasselbande putzt ganz schön was weg an Möhren, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis und Grünzeug.
Für Julia Roßberg ist die Kleintierausstellung in Grünau, in der auch Federvieh des Kleintierzüchtervereins Siedlung Grünau gezeigt wird, wichtig, damit Stadtkinder sehen, dass das Fleisch nicht aus der Tiefkühltruhe kommt. Wichtig sei außerdem, dass Besucher die Tiere anfassen, dass sie die Federn der Hühner spüren und das Fell der Kaninchen fühlen. So trägt auch Züchterin Julia Roßberg dazu bei, dass die Grünauer und ihre Gäste mitten in der Stadt wieder einmal Bekanntschaft mit dem Landleben schließen können.
Marianne H.-Stars
Kleintierausstellung vom 1. bis 4. April im Komm-Haus Grünau, Selliner Straße 17. Eintritt: Kinder 2, Erwachsene 3, Familie 5 Euro (mit Leipzig-Pass halber Preis am Wochenende).
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 15.03.2016