„Kulki schlägt Konkurrenz mit unspektakulären Stärken“

Die Besucherzahlen klettern – und die Internet-Gemeinde ist begeistert – LVZ vom 29.05.2015:

Mit seinen 42 Dienst-Jahren ist er fast schon ein Best Ager. Dass es dem Kulkwitzer See angesichts der jüngeren, größeren, schickeren Konkurrenz schwerfällt, sich ins rechte Licht zu rücken, sei allerdings ein Irrtum, betonen seine Betreiber. Der „Kulki“, wie das Gewässer seit jeher von den Leipzigern liebevoll genannt wird, befinde sich vielmehr in den besten Jahren. Und das belege nicht nur die Online-Bewertung „Lieblingssee Deutschlands“, bei der die erste Badewanne der Messestadt Jahr für Jahr Unmengen von Liebhaber-Klicks einheimst und Titel absahnt.
„Trotz vieler neuer Seen ringsum bietet der Kulkwitzer See nach wie vor die meisten Übernachtungen“, betont Christian Conrad, Geschäftsführer der LeipzigSeen GmbH, die im Auftrag des Zweckverbandes Erholungsgebiet Kulkwitzer See das 450 Hektar große Areal bewirtschaftet. Dass der gute alte „Kulki“ angesichts der starken Mitbewerber ins Hintertreffen geraten könnte, diese Gefahr sieht Conrad nicht. „Dieser See ist mit nur 150 Hektar Wasserfläche vielleicht unspektakulär. Aber er ist extrem stark“, betont der LeipzigSeen-Chef und verweist auf die nach wie vor ausgezeichnete Wasserqualität, die üppige Unterwasserflora und -fauna sowie Sichtweiten von zehn bis 15 Metern, die Taucher andernorts suchen müssten. Auch die exzellente Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sei ein Argument vieler Besucher aus aller Herren Länder, am Oststrand – also auf der Leipziger Seite – einzuchecken.
Das kann Reinhard Ihle von der Mittelseen Wasserfreizeit GmbH, die den Campingplatz und das Ferienhaus-Resort betreibt, nur bestätigen: „Unsere Besucherzahlen zeigen konstant nach oben. Hatten wir im Jahr 2000 noch 18442 Gäste, zählten wir 2005 bereits 27000 Besucher. 2010 gab es 39577 und im vergangenen Jahr 53359 Übernachtungen.“ Die aktuelle Saison dürfte dem in nichts nachstehen. „Am Pfingstwochenende waren wir schon zum ersten Mal ausgebucht. Für die Ferienmonate gibt es nur noch einzelne Plätze“, sagt Ihle. Conrad führt das unter anderem auch auf neue Vertriebswege zurück, mit denen die 206 Betten in Ferienhäusern, Bungalows und Finnhütten vermarktet würden. „Der Reiseveranstalter Tui hat erstmals das Leipziger Neuseenland als Destination erkannt und bietet unsere Quartiere mit an.“ Aber auch die 200 Stellflächen für Campingfreunde seien gefragt, die 130 Dauercamper-Plätze sogar ausgebucht.
Im neuen Servicegebäude finden Camper jetzt mehr als nur ein Dach überm Kopf. Hier lässt sich gemütlich sitzen, gibt es frische Brötchen, können Räder geliehen, kann frisch geräucherter Fisch verspeist werden. Ein neuer Trendsport bereichert die Angebote auf dem Wasser. Am Westufer stationiert, gibt es Stehpaddeln nun auch diesseits der Leipziger Stadtgrenze. Ferner soll ein neuer Bootssteg den Landgang in Höhe des Roten Hauses, für das es übrigens einen neuen Pächter gibt, erleichtern.
Ums leibliche Wohl der See-Besucher kümmern sich seit vorigem Jahr auch Volker (44) und Janine (40) Uhlendorf als Pächter des Schiffsrestaurants. „Wir möchten die ,MS Frieda‘ wieder in ihre ursprüngliche Form und in bewährtes Fahrwasser bringen“, sagt der Geschäftsführer, der mit dem blinkenden Leuchtturm bereits ein Signal setzte. „Wir wollen Anlaufpunkt für Jung und Alt sein, dazu ab und an Musik oder Themenabende anbieten. Die Kombüse verlassen regionale und mediterrane Speisen.“ Auch die Gangway soll als Haupteingang wieder zurückkehren.
Also alles in Butter? Natürlich nicht. Der Vandalismus macht den Seebetreibern zu schaffen, besonders am Weststrand, ebenso die Kriminalität auf den Parkplätzen. Rund 20 Mitarbeiter während der Hochsaison seien eben nicht in der Lage, das riesige Areal so in Schuss zu halten, wie mancher Besucher sich das wünschte. „Alle Wege zu asphaltieren, ist aber weder gewollt noch zu machen“, räumt Conrad ein. „Jogger und Wanderer mögen es naturnah, wenngleich bei Regen auch mal Pfützen stehen.“ Vorm Triathlon würde aber noch ein Tiefbauunternehmen beauftragt, die tiefsten Löcher zu stopfen. „Der Göhrenzer Parkplatz ist dann doch dringlicher.“ Ziel sei es, in kleinen Schritten Schwachpunkte zu entschärfen und mit aller Kraft die Wassergüte zu erhalten sowie mit neuen Vertragspartnern das Angebot für die Besucher noch vielfältiger zu gestalten, betont Conrad.

Cornelia Lachmann

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 29.05.2015