„Real schließt, Rewe baut“

Handel in Leipzig-Grünau wird umgekrempelt
LVZ vom 30.05.2016

Mit Real wird Ende September der größte Mieter im Grünauer Allee-Center schließen. Grund zur Sorge besteht für den Stadtteil, der am 1. Juni seinen 40. Geburtstag feiert, deswegen aber nicht. Rewe errichtet gegenwärtig sogar zwei neue Kaufhallen in Grünau.

[…]
Ein heißer Sommer steht den Handelsbetrieben in der zweitgrößten DDR-Neubausiedlung eher nicht bevor. Dennoch erleben vor allem die Lebensmittel-Märkte in Grünau derzeit einen erheblichen Umbruch, der viel mit der Geschichte des Stadtteils zu tun hat. Nach der Wende halbierte sich die Einwohnerzahl von über 80. 000. Inzwischen gibt es aber wieder Zuwächse, weiß auch Petra Köhler, die Center-Managerin des Allee-Centers.

Mit Real wird der größte Mieter in diesem Flaggschiff am 30. September 2016 die Segel streichen – genau 20 Jahre nach der Eröffnung. „Vor der Schließungsentscheidung wurden alle denkbaren Alternativen geprüft“, erklärte Real-Sprecher Markus Jablonski auf LVZ-Anfrage. „Aufgrund fehlender wirtschaftliche Perspektiven wurde diese jedoch beschlossen. Eine Weiterbetreibung würde das Ergebnis von Real in der Zukunft weiterhin deutlich belasten.“ Für die 80 Mitarbeiter seien ein Sozialplan sowie Interessenausgleich verhandelt worden. „Selbstverständlich bemühen wir uns darum, alle freien Arbeitsplätze in den Real-Nachbarmärkten mit Angestellten aus dem Schließungsmarkt zu besetzen.“ Weitere Standorte im Raum Leipzig – wie der Real in Burghausen – seien nicht in Frage gestellt.

Handelsstandort Grünau gefragt

Laut Center-Managerin Köhler hatte der Warenhaus-Konzern aus Mönchengladbach schon 2015 beschlossen, bundesweit sechs defizitäre Standorte aufzugeben. „Real verfügte bei uns über 9.500 Quadratmeter – davon 6.855 Quadratmeter Verkaufsfläche. Das ist andernorts ein ganzes Center für sich und in dieser Größe nicht mehr zeitgemäß“, sagte sie. Dennoch sei der Handelsstandort in der Mitte Grünaus weiter sehr gefragt. Unter gleich drei Bewerbern habe sich die ECE-Gruppe als Betreiber des Allee-Centers einen Nachfolger aussuchen können. „Die Fläche wird künftig geteilt.“ Ins Erdgeschoss zieht ein neuer größerer Supermarkt ein. „Für das Obergeschoss gibt es andere Pläne.“ Genaueres – auch zum Umbau-Zeitplan – werde aber erst in etwa vier Wochen bekanntgegeben. „Auf jeden Fall werden wir im September genügend Anlass haben, das Jubiläum 20 Jahre Allee-Center ausgiebig zu feiern.“

Mit Blick auf die Entwicklung bei Real hat der Leipziger Konsum jetzt entschieden, seine fast benachbarte Kaufhalle in der Stuttgarter Allee doch nicht ab Juli zu schließen. „Dieser Markt bleibt mindestens so lange auf, bis ein Nachfolger von Real an den Start gegangen ist“, erläuterte Konsum-Sprecher Matthias Benz. „Wir tragen damit unseren Teil dazu bei, die Versorgung im Stadtteil zu sichern.“ Zwar habe die traditionsreiche Genossenschaft – im Zuge ihrer Neustrukturierung – schon zum letzten Jahreswechsel einen größeren Standort in der Alten Salzstraße (nahe Theatrium) aufgegeben. „Wir glauben, dass die Zukunft des Lebensmittelhandels bei mehr Mobilität liegen wird, bei kleineren Flächen von 200 bis 600 Quadratmeter“, so Benz. In diesem Sinne sehe sich der Konsum auch nach neuen Einheiten in Grünau um, bleibe mit den Märkten an der Selliner, Jupiter und Ratzelstraße aber in jedem Fall gut vor Ort vertreten.

Neue Supermärkte Ende 2016 fertig

Bereits ab Februar wurden die beiden DDR-Altbauten der Rewe-Märkte an der Grünauer Allee sowie An der Kotsche abgerissen. Dort sind nun Kräne und Bagger zu sehen, schon die Bodenplatten für nachhaltige und barrierefreie Nachfolger gegossen. Laut Rewe-Sprecherin Stephanie Behrens sollen die zwei neuen Supermärkte deutlich energieeffizienter ausfallen und viele Vorteile für die Kundschaft bringen. Ihre „moderat vergrößerten Verkaufsflächen“ würden für „spürbar erweiterte Frischeabteilungen“, aber auch für breitere Gänge genutzt. Zum Beispiel von dem 16-Geschosser an der Grünauer Allee 37 schauen die Einwohner künftig auf einen modernen Supermarkt mit Holzstützkonstruktion, Glasfassaden, Lichtkuppeln und einem begrünten Dach (zum Zurückhalten von Regenwasser), erläuterte der dort tätige Projektentwickler Ingo Seidemann. Hinzu komme ein auch sonntags geöffneter Bäcker samt Café und Freisitz. Ende 2016, so Sprecherin Behrens, sollen die beiden neuen Märkte fertig sein. „Gemeinsam mit dem vorhandenen Rewe im Pep-Center sehen wir uns dann in Grünau sehr gut aufgestellt.“

Jens Rometsch

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 30.05.2016