Starke Band bei Beatz im Block – LVZ 21.08.2017
Es gibt diverse Theorien darüber, was am Freitag Abend mit den Wettergöttern los war. Ob man nun denkt, dass sie einfach schlecht drauf waren, die Musikfans auf die Probe stellen wollten oder sich so sehr gefreut haben, dass sie es kräftig regnen lassen mussten: Das Beatz im Block jedenalls ließ sich durch das Wetter nicht aufhalten, es fand am Freitag zum dritten Mal im Schönauer Park statt.
Wer sich teilweise aufhalten lässt, sind die Besucher. Die erscheinen dieses Jahr weniger zahlreich als zuletzt, was aber bei diesen Wetterbedingungen keinesfalls wundert. Und Aika Akakomowitsch scheint das nichts auszumachen. Die Band aus Jena kommt voller Energie auf die Bühne und verbreitet mit ihrem Electropunk gute Laune. Es dauert nicht lange, bis trotz beginnendem Regen auf dem Rasen getanzt wird, denn die Mischung aus kernigen Gitarren, knarzenden Bässen und Synthie-Sounds mit dem Flair eines Computerspiels aus den 80er Jahren begeistert. Aika Akakomowitsch beziehen dazu klar Stellung gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie, womit sie genau in das Konzept von Beatz im Block passen.
Dem Plan, eine popkulturelle Veranstaltung gegen Rassismus, Nationalismus, Sexismus, Homophobie, Antisemitismus und Ausbeutung der Umwelt nach Grünau zu bringen sind die Veranstalter vom Werk 2, die das Event in Zusammenarbeit mit dem Komm-Haus organisieren, treu geblieben. Auch in diesem Jahr kann man die Infostände verschiedener Initiativen besuchen und sich unter anderem über die Arbeit von Viva con Agua informieren. Ein paar Neuerungen gibt es dennoch: Diesmal entscheidet man sich für lokale Bands und auch der Eintrittspreis fällt weg. Stattdessen können die Besucher gegen Spende an einer Verlosung für Konzerttickets teilnehmen. Ein weiteres Prinzip der Veranstalter, mehr Frauen auf die Bühne zu holen, geht ebenfalls gut auf, wenn auch erst nachdem man den Wettergöttern Zwangstribut in Form einer Gewitterpause zollt.
Die Band Tiger Magic nimmt es mit Humor, witzelt sogar, dass man durch das wetterbedingt verkürzte Set so nicht gegen das eigene Punk-Ethos verstoßen muss, das besagt, dass man nur 35 Minuten lang spiele. Die Band mit zwei Frauen beweist, dass Brüche in der männerdominierten Hardcore-Szene verdammt gut tun. Ihre Mischung aus Post-Hardcore, Emo und einer Prise Punk kommt gut an.
So richtig getanzt wird bei Jennifer Gegenläufer, die durch intelligente, spitze Texte mit einer satten Portion Feminismus und schönen Flows, begleitet von DJ Le_go auf viel Wohlgefallen stößt. Die Rapperin führt mit klaren Worten, kombiniert mit einer herzlichen Art, so spaßig durch den Rest des Abends, dass das Publikum trotz ständigen Niederschlags nach Zugaben verlangt und man am Ende noch gemeinsam zu Remixes abfeiert. Auch die Macht der Wettergötter hat eben Grenzen.
Miriam Heinbuch
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 21.08.2017