„Stadt erzielt am Lindenauer Hafen hohe Gewinne“

Grundstückspreise haben sich mehr als verdoppelt / Genossenschaft will günstigen Wohnraum schaffen – LVZ vom 05.01.2017


Im Baulos 8 will die Firma Townscape One vier Gebäude mit Zwei- bis Fünf-Raum-Wohnung errichten.


Mindestens 7,6 Millionen Euro wollte die Stadt Leipzig durch den Verkauf von Baugrundstücken am Lindenauer Hafen einnehmen. Stattdessen werden es nun einige Millionen mehr. Bei der Vergabe der letzten Flächen erzielte die kommunale Erschließungsgesellschaft LESG Preise, die durch die Decke gingen. So will die Berliner Firma Townscape One Development (errichtet gerade in Dresden 900 Wohnungen) für das Los 8 eine Summe von 503 Euro pro Quadratmeter zahlen. Der Grundstücksverkehrswert für die fast 4.000 Quadratmeter große Fläche lag bei nur 230 Euro pro Quadratmeter. 250 Euro forderte die LESG in der Ausschreibung. Statt einer Million Euro legt Townscape One jetzt gut das Doppelte auf den Tisch.
Ähnlich verhält es sich beim Los 9, das am neuen Wassertorplatz liegt. Die Berliner Firma Thamm & Partner (hat in Leipzig den früheren Salomonstift mit sieben Häusern in der Riebeck- und Oststraße saniert) blättert dort 550 Euro pro Quadratmeter hin. Bei 3.707 Quadratmetern ergibt das einen stolzen Betrag von 2.038.850 Euro. Hier liegt der Gewinn für die Stadt also sogar bei deutlich über einer Million Euro.
Grund zum Jubeln sieht LESG-Projektleiter Sebastian Pfeiffer dennoch nicht. Zunächst müsse der Stadtrat – voraussichtlich im März – den Kaufvertragsentwürfen zustimmen. „Natürlich sind hohe Einnahmen schön für die Stadtkasse. Günstige Mieten lassen sich bei solchen Bodenpreisen aber kaum noch bewerkstelligen.“ Da die Kommune bereits bei den anderen Baufeldern ein finanzielles Plus eingespielt habe, steige der Überschuss weiter.
Einige Investoren wurden verpflichtet, auch Sozialwohnungen zu errichten. Überdies sollen Selbstnutzerprojekte zur Vielfalt in dem neuen Viertel für bis zu 1.000 Menschen beitragen. Außer den 20 Eigenheimen, die zum Großteil längst im Bau sind, wurde jetzt noch das Los 7B mit 1.300 Quadratmetern einer solchen Initiative zugesprochen. Die in Gründung befindliche Einhaus-Genossenschaft OurHaus plant dort ein Gebäude mit zwölf Wohnungen, Büros und Tiefgarage, erklärt Gordon Tannhäuser (33) vom Architekturbüro DixTannhäuser im Tapetenwerk. „Diese Wohnungen sollen möglichst preisgünstig sein. Wir haben für alle schon Interessenten.“
Wie berichtet, wollen in diesem Frühjahr die ersten drei großen Investoren mit dem Bau von Häusern am Wasser beginnen. Die Kommune denkt zudem noch an eine Kita, die sich eventuell mit Sozialwohnungen aufstocken ließe, so Pfeiffer.

Jens Rometsch

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 05.01.2017