„Theatrium begeistert mit ‚Superheroes‘ „

Auftakt des Grünauer Kultursommers 2015 mit spektakulärer Aufführung des Theatriums im Heizhaus

Dass Leipzig als Helden-Stadt viele eben solche aufweist, ist bekannt. Neu aber ist das gehäufte Auftreten in Grünau. Dort entpuppen sich am Samstag zur Eröffnung des Grünauer Kultursommers im Jugendtheaterstück „Super Heroes for Green Now“ Normalos im Laufe des 90-minütigen Schlag-abtausches von Gut gegen Böse als ganz eigene Superhelden.
So kämpfen vier Mädchen als die „Rächerinnen“ nicht nur gegen die böse Maxi Mirage (herrlich hysterisch: Maxi Leopold), die Green Now umbauen will, sondern auch mit Alltagsproblemen: Liegen die Haare akkurat beim Einsatz für das Gute? Verstärkung erhalten sie unter anderem von Jordan (Jordan Schinnef), der von den Girls im Trainingslager ebenfalls zum Superhelden aufgebaut wird. Schinnef, mit 13 Jahren jüngstes Mitglied im Ensemble und rein optisch an den aktuellen Spiderman-Darsteller Andrew Garfield erinnernd, dürfte dabei als von Selbstzweifeln geplagter Nachwuchs-Held vor allem bei den jüngeren Damen unter den rund 120 Zuschauern im Heizhaus den Herzschlag gesteigert haben.
Das ist aus anderen Gründen auch bei Green Nows Bürgermeisterin Laura King (Laura König) der Fall: Die Stadtteilbibliothek ist verschwunden, samt dreier Bürgerinnen, darunter Wissenschaftlerin Katharina Raven (Katharina Dietze), die im Alley Center forscht. Natürlich steckt Maxi Mirage dahinter, die mit Hilfe der Wissenschaft ihre Kräfte steigern will.
Nicht nur im Spiel mit den Namen liefert Regisseur Ricardo Endt, selbst Grünauer, immer wieder heitere und kritische Seitenhiebe auf das reale Leben. Er macht von Angela Merkels statischer Politverwaltung bis zum Absterben der Festanstellung viele Fässer auf: So weigern sich die „Destroyers“, die Handlanger der bösen Mirage, zunächst gegen die Überzahl der Guten anzutreten – steht ja so nicht im Arbeitsvertrag. Dafür kehren sie dann später zwangsweise als Freelancer zurück, mit der „Kraft des freien Marktes“.
Auch bei der inhaltlichen Gestaltung zeigt sich Endt vielfältig: Filmische Einspieler wechseln mit Tanzeinlagen und Kampfsequenzen in Zeitlupe – ein großer Spaß, nicht nur für Fans der „Matrix“-Trilogie.
Natürlich bekommen auch die Medien in Sachen Gesellschaftskritik ihr Fett weg, überzeugend und überzeichnet dargestellt in Form der YouTube-Journalistin Pauline O‘ Neill (Pauline Großmann), die in Boulevard-Manier die große Story sucht und die Wahrheit ganz eigenwillig interpretiert.
Doch am Ende darf das Gute triumphieren, fast jeder hat seinen inneren Helden nach außen gekehrt, und das Stück wirbt gar noch für gesunde Ernährung: Ohne Spinat-Rote-Bete-Smoothie hätten die Green Nower Superheroes nämlich wohl nicht den Sieg errungen. Den Schauspielern von 13 bis 29 Jahren merkt man ihre Spielfreude jederzeit an. Die Zuschauer quittieren die Mühen mit viel Lob: „Ein grandioses Spektakel“, findet der Grünauer Hans Kroneck.


Weitere Aufführungen von „Super Heroes for Green Now“ am 29. und 30. August sowie am 16. und 17. Oktober im Heizhaus.
Karten im Theatrium unter Tel. 0341/9413640.


Markus Gärtner

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 22.06.2015