Hoodcheck Grünau: Zwischen „Kommt da noch was?“ und Kulkwitzer See – urbanite.net vom 31.05.2016
Pilgert man eine Weile die Lützner Straße gen Westen entlang (StraBa-Linien 8 & 15 Richtung Grünau-Nord bzw. Miltitz) und wird nach geraumer Zeit rechts und links von vielstöckigen Häusern eingerahmt, befindet man sich geradewegs auf einer Hauptschlagader gen Grünau, der größten Plattenbausiedlung Sachsens. In meinem Falle mache ich mich eines (endlich) schönwettrigen Samstagnachmittags auf in eine Radreise durch vergangene Tage; hatte ich doch selbst vier Studentenjahre in Grünau verbracht.
Meine Tour startet am geschäftsbetrieblichen Dreh-, Angel- und Massensammelpunkt Grünaus: dem Allee Center (siehe auch „Stimmen zum Viertel“ im Anhang). Mit seinen 20 Jahren ist es halb so alt wie Grünau selbst. Hier gibt es nichts, das es nicht gibt; von den Einkaufsmöglichkeiten, aber auch von den Menschen her – ein Ort für Sozialstudien höchsten Ranges! Das hatte mich schon damals immer wieder fasziniert: Grünau ist wie ein eigenes Städtchen: Von mutmaßlicher Abgeschiedenheit und Leere keine Spur. Allein das Center zeigt mit regelmäßigen Ausstellungen, Veranstaltungen und Umbaumaßnahmen alles andere als Stillstand.
Ein Mal gerade durchs Center gelaufen, schlendere ich die Stuttgarter Allee entlang, wo es an Läden auch nicht mangelt: Ich lese An- & Verkauf, Konsum, Ärztehaus, Physiotherapie und Apotheke, Mäc Geiz, Wahlkreisbüro der Linken, Begegnungsstätten für Senioren und Jugendliche, Finanz- und Versicherungsberatung, Döner, Boutique, Friseur, Radladen, Möbelverkauf sowie Wohnungsberatung. Braucht es da noch die Innenstadt?
Kunst und Sport und Platte
Ich gehe weiter, denn mein nächster Hotspot ist die seit Mai in der Stuttgarter Allee 4 geöffnete Festivalzentrale anlässlich des im Juni stattfindenden Festivals RASTER:BETON (siehe auch „Stimmen zum Viertel“ im Anhang“). Interessante Idee: Vor und während des Festivals werfen internationale Künstler, die zu der Zeit vor Ort wohnen und arbeiten, einen zeitgenössischen Blick auf Großwohnsiedlungen und toben sich in Grünau künstlerisch aus. Daneben wird es Ausstellungen, Vorträge, Führungen und Mitmachsachen geben.
Kurz vor der Haltestelle Stuttgarter Allee (Bahnlinien 1 & 2 Richtung Lausen bzw. Grünau-Süd) biege ich nach rechts ab, um den Weg zum Wohnheim Mannheimer Straße ein weiteres Mal, nach inzwischen drei Jahren, zurückzulegen. Gerade spielen die Leipzig Lions gegen die Potsdam Royals auf ihrem Trainings- und Wettkampfplatz schräg gegenüber des Wohnheims. Das Getrommel, die Rufe und die Zuschauer haben für mich schon damals willkommene Action in die warme Wochenendsonne gebracht! Auf dem Sportplatz vor dem Wohnheim wird gerade gegrillt – aber für gewöhnlich auch gejoggt, geklettert oder Volleyball gespielt. Der Wohnheimblock hat vier Eingänge, wodurch man des späteren Abends durchaus mal verwirrt vor dem falschen Zimmer stehen kann … Aber ich finde den Eingang, zu dem ich will; ein fünfter, um genau zu sein: Der des Studentenclubs Oase (siehe auch „Stimmen zum Viertel“ im Anhang). „Die Oase in der Betonwüste“ nennt sich der Studentenclub im Keller des Wohnheims – auch diese Zeit möchte ich nicht missen.
(Freikörper)-Kultur-(schock)!?!
Ich beschließe, vor meinem Finale zum Kulkwitzer See in Lausen noch einen Abstecher Richtung Robert-Koch-Park zu machen. Denn Grünau kann tatsächlich auch grün sein! Sehr schön sogar. Ich radle am Heizhaus (siehe auch „Stimmen zum Viertel“ im Anhang) der Skatehalle des urban souls e.V., vorbei, am Theatrium, das vom Großstadtkinder e.V. betrieben wird, sehe das Büro des Grünauer Kultursommers (siehe auch „Stimmen zum Viertel“ im Anhang) und bekomme einen klitzekleinen Kulturschock, als ich nach diesen Anzeichen von Scene und Kultur plötzlich den Menschen vor dem „Wirtshaus zum Uhu“und dem „Grünauer Krug“ begegne, wo die Zeit doch wieder stillzustehen scheint. Aber irgendwie mag ich das, hier trifft eine vergangene Zeit auf eine junge Ära, die das Viertel beleben, ihre Architektur nutzen und zu etwas Einzigartigem gedeihen will. Und ehrlich gesagt: Ich bin zuversichtlich und drehe in ein paar Jahren gerne wieder meine Runde durch den Kiez!
Nach kleiner Selbstüberschätzung, den Weg zum See auch ohne Karte zu finden, schlage ich doch wieder die richtige Richtung ein und befinde mich auf der Lützner Straße zum Kulkwitzer See. Vorbei am Schiffsrestaurant MS Frieda suche ich mir ein schattiges Plätzchen für mein Abschlussfoto und genieße den ruhigen Moment beim Beobachten des glitzernden Wassers. Es war schön, mal wieder da zu sein!
Stimmen aus dem Viertel – siehe Anhang
– ALLEE CENTER: Petra Köhler, Geschäftsführerin
– FESTIVAL RASTER : BETON: Juliane Richter & Hannah Sieben, Projektleitung
– STUDENTENCLUB OASE
– HEIZHAUS: Sven Bielig, Einrichtungleiter
– GRÜNAUER KULTURSOMMER: Anne Lehmann, Projektorganisation
Grünau (a)live! Veranstaltungen ab Juni 2016:
Nahaufnahme DEFA, 1. bis 29. Juni 2016
Filmreihe des KOMM e.V. zum Jubiläum „40 Jahre Grünau“ im Cineplex
Studentenclub Oase
11. Juni 2016: Flunkyball Turnier
23. Juni 2016: Cowboys vs. Wikinger
4. Juli 2016: Semesterabschlussparty
Grünauer Kultursommer, 4. Juni bis 18. September 2016
„40 Jahre Grünau – 20 Jahre Grünauer Kultursommer“
veranstaltet vom großstadtKINDER e.V. und dem Kulturamt der Stadt Leipzig
Internationales Festival RASTER : BETON, 17. Juni bis 31. Juli 2016
Festival für Kunst & Architektur: ausgerichtet vom D21 Kunstraum Leipzig e.V.
Angebote & Aktionen u.a.:
Fotoaktion: Dein Foto von Grünau! Ausstellung dann in der Demmeringstr. 17.6.-31.7.
Tour RASTER : BETON: Fahrten im mobilen Kino-Wagen ab 11 Uhr jede volle Stunde
Tanz zwischen den Platten: am 24. und 29.6. Markt Stuttgarter Allee / Alte Salzstraße
Stadtteilrundgang „Typen, Platten, Plastiken“ am 26.6. 15 Uhr
Grünau Golf-Resort
Schnupperkurs am 24. Juni 2016, 12 Uhr
Turnier für Anfänger und Fortgeschrittene am 16. Juli 2016
Beatz im Block, 19. August 2016
Im Rahmen des Schönauer Parkfests vom 19. bis 21. August
„Love Music! Respect diversity! Support individuality!“
veranstaltet vom Werk 2 und KOMM-Haus
Antilopen Gang, Waving the Guns und Finna
Autorin: Bianca Rositzka
Quelle: www.urbanite.net