Das Interesse wächst

Bauen, sanieren, modernisieren in Grünau
(Artikel des Stadtteilmagazins „Grün-As“ 10/2018)

Ludwigsburger Straße. Foto: LWB

Spricht man mit Leuten aus der Immobilien-Branche, erfährt man, dass das Interesse an Grünau seit einiger Zeit wächst. Es drehe sich gerade, sagen sie, auch wenn die Studenten noch nicht in Massen in das Neubaugebiet im äußeren Westen zögen. Dafür baut, saniert und modernisiert man überall. Balkons und Fahrstühle werden zur Selbstverständlichkeit, Bäder mit Tageslicht, also Fenstern, versehen und Grundrisse geändert. Nachverdichtungen sind im Gange, auch an Stellen, an denen es keiner mehr vermutet hatte. So wächst der Lipsia-Turm im WK 8 kontinuierlich in die Höhe, vor allem aber wird Hand an die bestehenden Fünf-, Sechs- und Elfgeschosser gelegt. Gehört man während dieser Zeit zu deren Bewohnern, kann man das nicht genießen, auf die Ergebnisse all dieser Tätigkeiten jedoch dürfen wir uns freuen. Einige der aktuell verfolgten Projekte stellen wir auf den kommenden vier Seiten vor.


Beton- und Komplexsanierung

Ulmer Straße. Foto: Grün-As

Silke Frötschner vom Marketing der Baugenossenschaft Leipzig (BGL) hat eine Menge aufzuzählen, so wurde und wird an 591 Wohnungen der Anlage Neptunweg 2-20, Saturnstraße 35-61, Siriusweg 1-11 sowie 2-28 und Taurusweg 1-31 die Betonsanierung der Balkone durchgeführt, zudem werden diese mit einer neuen Brüstung ausgestattet. Momentan sei der letzte Block in der Saturnstraße 57-61 an der Reihe, er werde in Kürze fertiggestellt.

Im WK 5.2 geht die Komplexsanierung des Karrees Heidelberger Straße 2-18, Heilbronner Straße 1-5 und Ulmer Straße 1-7 ihrem Ende entgegen. Letzter Bauabschnitt ist die Ulmer Straße. Aufzüge wurden angebaut, Fassaden, Dächer, Fenster und Wohnungseingangstüren saniert sowie die Elektrosteigleitung erneuert. Im August waren die Arbeiten an den hier 247 Wohnungen abgeschlossen, nun widmet sich die BGL der Neugestaltung des Innenhofs. Momentan wird geplant und festgelegt, die Ausschreibungen, Angebotseinholung und Vergaben erfolgen im Anschluss, die Realisierung ist für 2019 vorgesehen.

Unterdessen schreitet die Reinigung der Fassaden an 32 Häusern mit 355 Wohnungen in der Anlage Rosenweg 2-44, Asternweg 46-52 und Nelkenweg 1-11 weiter voran.


Große Bäder mit Tageslicht

Mannheimer Straße. Foto: Grün-As

Stefanie Sebald, bei der Covivio Immobilien GmbH (vormals Immeo) für PR und Marketing zuständig, führt aus: “Seit März 2017 gehören zwei attraktive und grüne Karrees in Grünau zum umfangreichen Wohnangebot der heutigen Covivio-Gruppe. Beide Objekte wurden seitdem saniert und befinden sich in einem sehr guten Zustand. Covivio legt darüber hinaus viel Wert auf gepflegte Außenanlagen und einen bestmöglichen Service zur Zufriedenheit ihrer Mieter.

Mehr als 100 Wohnungen wurden bisher rundum saniert, die bereits nach kurzer Zeit an die neuen Mieter übergeben werden konnten. Diese Maßnahmen wird Covivio auch weiterhin fortsetzen. Zu den Modernisierungsmaßnahmen gehört in erster Linie der Umbau der Bäder in kleine Wohlfühloasen, unter anderem mit Handtuchheizkörpern. Teilweise konnten sogar Tageslichtbäder mit einer Menge mehr Licht und Platz geschaffen werden.

Zudem steht der Einbau von Glastürelementen sowie die Ausstattung mit zeitgemäßen Bodenbelägen im eleganten Design im Vordergrund. Desweiteren werden die Treppenhäuser umfangreich renoviert. Ebenfalls sind Balkonanbauten vorgesehen, um die Siedlung für die Bewohner noch attraktiver zu machen.“

Die angesprochenen Quartiere befinden sich zum einen in der Basteistraße 1-15, Schrammsteinstraße 1-5 und Liliensteinstraße 30-48 und zum anderen in der Mannheimer Straße 2-64. In letzterem treffen wir Objektmanagerin Sandra Röhr und schauen uns mit ihr ein Tageslichtbad an, das heißt ein Bad mit Fenster, wir sind neugierig auf die bauliche Lösung. Das helle und große Bad befindet sich in der ehemaligen Küche neben dem jetzigen Schlafraum, die neue Küche wurde als offene Variante ins Wohnzimmer integriert, welches über einen Balkon mit Blick in den weiträumigen Innenhof verfügt.


Quartiersgarage mit grünem Dach

An der Kotsche. Foto: Kontakt

An der Kotsche im WK 8 nimmt sich die Kontakt ein ganzes Karree vor, noch in diesem Jahr will sie dort mit dem Bau einer Quartiersgarage beginnen, nächstes Jahr folgen dann die Arbeiten an den Gebäuden drumherum. „Aus rund 250 Wohnungen werden 200?“, fragten wir Mandy Immisch vom Marketing der Wohnungsbau-Genossenschaft Kontakt.

Ihre Antwort: „An der Kotsche 43-73 werden die 246 vorhandenen Wohnungen umgebaut. Geplant sind neben Wohnraumzusammenlegungen und Grundrissoptimierungen einzelner Wohnungen auch nachträgliche Balkonanbauten beziehungsweise Vergrößerungen der vorhandenen Balkone und die Schaffung von Tageslichtbädern. Barrierefreiheit wird durch den Einbau innenliegender Aufzüge sowie verbesserter Zugangsmöglichkeiten zu den einzelnen Häusern erreicht. Im Zuge energetischer Optimierungen wird die Fassade mit einem Wärmedämmverbundsystem versehen. Im Weiteren werden die innenliegenden Lüftungsanlagen im Gebäude mit einer Wärmerückgewinnung ausgerüstet. Nach der Modernisierung verfügt die Wohnanlage über circa 200 Wohnungen. Wir bitten jedoch um Verständnis, dass es im Zuge der Modernisierungsarbeiten dennoch zu Abweichungen von dem gegenwärtigen Planungsstand kommen kann und wir uns daher Änderungen vorbehalten.“

In der neuen Quartiersgarage im Hof sollen 39 Stellplätze entstehen. Mandy Immisch nickt. „Zur Verbesserung des ruhenden Verkehrs wird die Genossenschaft im Zuge der Hofneugestaltung ein zum Teil ins Erdreich integriertes Parkdeck mit 39 Stellplätzen errichten.“ Belichtet, belüftet und versehen mit einem begrünten Dach. Hierfür befände man sich gegenwärtig in der Ausführungsplanung.

Die Kontakt mit ihren 15.000 Wohnungen in Leipzig, Zwenkau und Böhlen erneuert außerdem derzeit in Grünau die Fugen und Farben am Schönauer Ring 73-77 und im Kursdorfer Weg 2-14 und baut in der Selliner Straße 37 Balkons an.

Man habe den Bestand einmal durchsaniert seit der Wende, erzählte der Vorstandsvorsitzende Jörg Keim unlängst auf einer Pressekonferenz. Aufträge würden regional vergeben, es bestehe ein langjähriges Vertrauensverhältnis zu den ausführenden Handwerksbetrieben. Darüber hinaus verfüge man über eigene Handwerker. So bleibe das Geld in der Stadt beziehungsweise der Region und fließe nicht ab.


Sanierung der Bestände

Ludwigsburger Straße. Foto: LWB

„Die LWB hat in diesem Jahr mit der Sanierung ihrer Plattenbaubestände in Grünau begonnen“, teilt Kristin Hensel von der Unternehmenskommunikation der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) mit. „Derzeit sanieren wir hier die Ludwigsburger Straße 10-16 und den Dölziger Weg 2. Dabei werden die Gebäudehülle, Gemeinschaftsbereiche und haustechnische Anlagen instand- und Maßnahmen zur Energieeinsparung umgesetzt. Die Arbeiten sollen zum Jahresende abgeschlossen sein.“

Folgendes sei unter anderem vorgesehen: In der Ludwigsburger Straße 10-16 die Instandsetzung von Dach und Fassade inklusive der Balkonbrüstungen, ein neuer Farbanstrich und die Fugensanierung, die Dämmung sowohl der Keller- als auch der obersten Geschossdecke, der Einbau neuer Fenster und Hauseingangstüren, die Erneuerung der Elektrosteigleitungen sowie Blitzschutzanlagen, die Erneuerung der Lüftung sowie die Instandsetzung der Treppenhäuser, Hauseingangsbereiche und Außentreppen. In den Häusern 14 und 16 werden zudem die Briefkästen und Wechselsprechanlagen erneuert und im kommenden Jahr dann die Aufzüge.

Im Dölziger Weg 2 gehe es um die Instandsetzung des Daches, die Sanierung der Fassade und Balkone einschließlich eines neuen Farbanstrichs, die Dämmung der obersten Geschossdecke, die Instandsetzung von Eingangsbereich, Treppenhäusern und Etagenfluren, den Austausch von Fenstern und die Schaffung von schwellenarmen Balkonzugängen sowie zuguterletzt auch um die Erneuerung von Elektro-, Sanitär- und Lüftungsleitungen.

2019 setze die LWB die Sanierung ihres Bestandes in Grünau im Rahmen des „Plattenbaukonzeptes“ fort. Die dann im Dölziger Weg 4 sowie in der Ludwigsburger Straße 2-8 geplanten Maßnahmen seien vergleichbar mit denen in den genannten Objekten. Die Arbeiten werden voraussichtlich im kommenden Frühjahr beginnen.


Neue Balkons als Rettungswege

Bauen in der Alten Salzstraße. Foto: Grün-As

Die Unitas ist seit Juli unter anderem am Objekt Alte Salzstraße 100-102 aktiv, die umfangreichen Arbeiten sollen bis April 2019 dauern. Hauptanliegen der Modernisierungsmaßnahme sei die Errichtung einer neuen Balkonanlage, so die Wohnungsgenossenschaft. Dadurch erhalte man auf allen Etagen durchgängig begehbare Flucht- und Rettungswege. In der Gesamtanlage werden zwei Treppenanlagen integriert, welche im Notfall als Rettungswege dienen. Dies sei erforderlich, da der Gesetzgeber für Objekte dieser Gebäudeklasse, einen solchen zweiten baulichen Rettungsweg vorschreibt. Sollte es im Brandfall dazu kommen, dass der erste Fluchtweg über das Treppenhaus nicht zur Verfügung steht (wegen Rauch- und/oder Brandentwicklung), muss ein solcher zweiter Rettungsweg unabhängig davon zur Verfügung stehen.

Die Ein-Raum-Wohnungen im Objekt verfügen derzeit über keinen Balkon, werden einen solchen aber nunmehr erhalten. Deshalb müssen Bestandsfenster ausgebaut und neue Balkonöffnungen mit neuer Zugangstür geschaffen werden. In diesen Bereichen vorhandene Heizkörper und Elektroleitungen werden umverlegt, etwaige Schadstellen verputzt und malermäßig wieder hergerichtet.

Als Trennung zwischen den neuen Balkonen sind raumhohe Sichtschutzelemente geplant. Im Bereich des Rettungsweges führe man die als Dreh-Türen mit Fluchttürverschlüssen aus. Alle Balkone haben zukünftig eine Gesamttiefe von circa 1,80 Meter, erhalten zwei integrierte Blumenkästen sowie eine Vorrichtung für die individuelle und nachträgliche Montage von Gelenkarm-Markisen.

Nach der Alten Salzstraße 100-102 kommen die Nummern 104-110 und die Weißdornstraße 1-7 an die Reihe. Geplant ist, alle zwei Jahre einen Bauabschnitt mit zwei Eingängen umzusetzen.


Der Standort Grünau ist wichtig

Offenburger Straße. Foto: Wogetra

Vorstand Béla Hambuch von der Wohnungsgenossenschaft Transport (Wogetra) richtet einen Appell an die Vorurteilsträger: „Fahrt nach Grünau und guckt Euch das mal an!“ Er meint, in Leipzig herrsche keine flächendeckende, sondern quartiersbezogene Wohnungsnot, weil einfach zu viele in Viertel wie Plagwitz oder die Südvorstadt ziehen wollen. Doch warum neu bauen, wenn wir noch vier oder fünf Prozent Leerstand in der Stadt haben?

„Der Standort Grünau ist uns wichtig“, erlärt Béla Hambuch. Seine Genossenschaft verfüge über 2.500 Wohnungen im Stadtteil, allerdings entsprächen deren Grundrisse zum Teil nicht mehr dem Zeitgeist, dafür sei zum Beispiel die Parkplatzsituation im Vergleich zu anderen Ecken Leipzigs „tiefenentspannt“.

In der Ludwigsburger Straße 18-24 und der Offenburger Straße 5-15 setzte die Wogetra von 2015 bis 2018 ihre Standortentwicklung „Wir für Grünau“ um, änderte Wohnungszuschnitte, sanierte energetisch, erneuerte Fenster – Restarbeiten laufen. Im Erdgeschoss sitzt die AWO und betreut von hier aus das Quartier. „Nicht nur Senioren brauchen Hilfe“, gibt Béla Hambuch zu bedenken, „auch Menschen mit Behinderungen oder Familien mit pflegebedürftigen Kindern.“

Er sagt lieber „seniorenfreundlich“ satt „seniorengerecht“, denn wer will schon alt sein? Außerdem merkt der Wogetra-Vorstand an, dass oft sind nur Hilfeleistungen nötig seien oder Gemeinschaft. Voraussetzungen für letztere sind Sitzmöglichkeiten und damit Treffpunkte in und vor den Häusern, seine Genossenschaft habe diese geschaffen, möchte so der Vereinsamung entgegenwirken.
Auch der sozialen Entmischung stellt sich die Wogetra in ihren Elfgeschossern zwischen PEP und Allee-Center, indem sie unmittelbar beieinander drei Mietpreissegmente im Angebot hat, ein unteres, ein mittleres und ein oberes, die Kaltmietpreise bewegen sich zwischen 5 und 8,50 Euro pro Quadratmeter.

Bert Hähne

Quelle: Stadtteilmagazin „Grün-As“ 10/2018