Haltestelle am Wegesrand

Künstlerin Marion Quitz (re.) und Geschäftsführerin des Klinikum St. Georg, Iris Minde, präsentieren das eigens für dei Akutgeriatrie der Robert-Koch-Klinik in Grünau geschaffene Wandbild. Foto: Christian Modla

Ein Wandbild für die Akutgeriatrie in der Robert-Koch-Klinik – schön fürs Auge und gut für die Therapie.
Zwei Wochen lang arbeitete Marion Quitz an ihrem Werk. Noch in der Nacht vor der Präsentation setzte die Künstlerin den letzten Pinselstrich. Nun präsentierte sie ihr Wandbild im Aufenthaltsbereich der Akutgeriatrie in der Grünauer Robert-Koch-Klinik. Zu sehen ist ein himmelblauer Trabant, der auf einem Weg entlang des bewaldeten Ufers des Kulkwitzer Sees steht. Verschiedene Tiere bilden die kleinen Details, die einem nach und nach ins Auge stechen. Das Bild soll nicht nur ein Hingucker im Klinikalltag sein. Es dient auch therapeutischen Zwecken, da es die Patienten einlädt, sich an die guten, alten Zeiten zu erinnern und Gedächtnistraining zu betreiben.

Die Altersmedizin zählt zu den Schwerpunkten der Robert-Koch-Klinik. „Für manche Menschen kann ein plötzlicher Klinikaufenthalt einen Schock auslösen. Sie ziehen sich zurück. Andere Patienten haben Anzeichen von Demenz, können sich nur schwer erinnern. Ihre Sinne möchten wir anregen. Helfen können Anknüpfungspunkte durch die ergotherapeutische Biografiearbeit“, erläutert die leitende Oberärztin an der Klinik für Akutgeriatrie, Dr. Claudia Schinköthe, den tieferen Sinn des Wandbild-Projektes, das auf Initiative des Pflegepersonals und mit Hilfe einer Spende des Fördervereins St. Georg realisiert wurde.

Gleich neben dem Bild ist eine imaginäre Bushaltestelle eigerichtet – für viele Demenzkranke ein Ort, den sie instinktiv ansteuern, an dem sie verweilen und die Gedanken kreisen lassen. Das Wandbild eröffnet dabei neue Horizonte. Wie war der Tag am See? Der Urlaub auf dem Campingplatz? Die Fahrt mit dem Trabi übers Land? „Die Menschen öffnen sich, beginnen zu erzählen“, berichtet die Altersmedizinerin. „Wir können sie individueller behandeln.“

Den Kontakt zur Künstlerin baute das Pflegepersonal auf. Marion Quitz, 1969 in Cottbus geboren, wuchs in Burg im Spreewald auf, absolvierte ein Studium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst und arbeitet als Grafikerin und Illustratorin für verschiedene Auftraggeber. Die vielseitige Leipzigerin gründete die Band Kupazukow (Insel der Klänge), um niedersorbische Texte und Melodien auf neue Art zu interpretieren.

Die Klinik für Akutgeriatrie ist in Eutritzsch und in Grünau angesiedelt. An beiden Standorten widmet sie sich der akutmedizinischen und frührehabilitativen Betreuung älterer Patienten, zum Beispiel nach einem Schlaganfall. In enger Zusammenarbeit von Ärzten, Pflegern, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologen und Sozialarbeitern soll es gelingen, den Patienten ein Leben in Abhängigkeit zu ersparen, ihnen soziale Kompetenz und ihre Kommunikationsfähigkeit wiederzugeben.

K. S.

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 30.04.2018