Kleine Wunder, große Wirkung

Die Wunderfinder helfen Kindern aus sozial schwachen Familien / LVZ-Aktion „Ein Licht im Advent“ bittet um Spenden (LVZ vom 14.11.2020)

Christina Hapke, Ela (9) und Fato (7) (von rechts) blicken auf die Elefanten im Zoo Leipzig. Mit dem Projekt „Wunderfinder“ werden Leipziger Bürger Paten von Kindern aus sozial benachteiligten Familien.
Foto: A. Prautzsch

Christina Hapke ist eine Wunderfinderin. Mit ihrem Patenkind Ela (9) geht die Leipzigerin regelmäßig auf Entdeckungstour durch die Stadt. Ganz oft ist auch Elas Bruder Fato (7) dabei. Wenige Tage vor dem zweiten Lockdown haben die drei einen ganz besonderen Wunderort erkundet: den Zoo. Für die Geschwister ist es der erste Besuch überhaupt bei Elefant, Erdmännchen und Co.

„Aktuell engagieren sich 75 Bürger als Wunderfinder-Paten für jeweils ein bis zwei Kinder“, erklärt Projektleiterin Trendela Braun. Sie ist seit dem Start 2015 dabei, kümmert sich hauptberuflich um alle Belange des Projektes, das von der Stiftung Bürger für Leipzig getragen wird. Normalerweise erstreckt sich eine Patenschaft über ein Schuljahr. Doch was ist schon normal im Jahr 2020? Da im Frühjahr wegen der Pandemie über viele Wochen keine Wunderfinder-Treffen stattfinden konnten, dürfen die Kinder des letzten Jahrgangs noch ein weiteres Schuljahr mit ihren Paten die Stadt durchstreifen und Wunderorte entdecken.

Bei jedem Ausflug dabei sind der Wunderfinder-Rucksack und das Tagebuch, in dem die Kinder ihre Erlebnisse festhalten können. Elas Tagebuch ist bereits gut gefüllt, mit Zeichnungen, Bildern, kleinen Geschichten. Auch die Zoo-Eintrittskarte wird hier ihren Platz finden. Gemeinsam mit Patin Christina hat das Mädchen im vergangenen Jahr schon viel erlebt: Sie waren zusammen im Bildermuseum und auch schon im Gewandhaus. Organisiert werden die Entdeckertouren vom Wunderfinder-Projektteam, hinzukommen private Treffen, die die Paten und Patinnen individuell mit den Familien der Kinder vereinbaren können.

Elas Familie, die 2012 aus Nordsyrien nach Deutschland flüchtete, kennen Christina und ihr Mann mittlerweile sehr gut. „Wir haben bereits zusammen Elas Geburtstag gefeiert, Ausflüge in die nähere Umgebung unternommen und im Sommer auf unserer Terrasse gegrillt“, berichtet die ehemalige Angestellte eines Künstlervermittlungsbüros. Auch bei Behördengängen stehen die Hapkes Elas Eltern unterstützend zur Seite.

„Wunderfinder sind Brückenbauer“, weiß Trendela Braun den Wert der ehrenamtlichen Arbeit von Christina Hapke und ihren Mitstreitern zu schätzen. „Rund 60 Prozent der Patenkinder haben Migrationshintergrund, andere wachsen in sozial angespannten Verhältnissen auf. Die Wundertouren können diesen Kindern helfen, eigene Stärken zu erkennen und sich neue Bildungswelten zu erschließen.“ Ein Wert, den auch das Bundesfamilienministerium anerkennt und das Bürgerprojekt mit einem Zuschuss aus dem Bundesprogramm „Menschen stärken Menschen“ fördert.

„Das Geld aus dem Bundesprogramm deckt einen Teil der Projektkosten“, freut sich Trendela Braun. Den Großteil der Aufwendungen finanziert die Stiftung jedoch aus Spendengeldern. Die reinen Sachkosten für das Wunderfinder-Projekt belaufen sich auf jährlich etwa 15 000 Euro, erklärt sie. So erhält jedes Kind das Exkursions-Set mit Rucksack, Regenponcho, Leuchtweste, Trinkflasche und Tagebuch. Hinzu kommen Fahrkarten für den ÖPNV sowie Aufwendungen für kleine gemeinsame Feste und Busausflüge in die nähere Umgebung. Zusätzlich erhalten die Paten eine kleine Aufwandsentschädigung von 30 Euro pro Jahr.

2021 wollen die Wunderfinder ein ganz neues Projekt in Angriff nehmen: „Wunderfinder tanzen Vivaldi“. „Der Workshop für 40 Kinder soll im Frühjahr starten und im Sommer mit einem Open-Air-Auftritt abschließen“, gibt die Projektleiterin einen Vorgeschmack. Das Konzept steht, die ersten Planungen sind bereits abgeschlossen, jetzt hoffen Trendela Braun und ihr Team, dass das Projekt auch finanziert und umgesetzt werden kann. LVZ-Leser können mit einer Spende „Ein Licht im Advent“ entzünden und so helfen.

Annett Riedel

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 14.11.2020