Sicherheitsleck durch Verlust der Schlüssel für sämtliche Hauseingänge – Wohnungsgenossenschaft stellt auf digitales System um (LVZ vom 08.11.2018)
Es war eine Schocknachricht, welche die Wohnungsgenossenschaft Lipsia und deren Mieter Mitte Mai erreichte: Unbekannte hatten bei einem Einbruch in eine Firma für Notdienste die Schlüssel für sämtliche Hauseingänge erbeutet – ein beunruhigendes Sicherheitsdefizit für die Mieter der rund 8000 Lipsia-Wohnungen. Doch gestern meldete die Lipsia Vollzug: In allen Haustüren ihres Bestands wurden digitale Schließanlagen eingebaut.
Der Aufwand muss erheblich gewesen sein. 1400 Schlösser wurden nach Angaben der Genossenschaft seit Mitte August auf ein digitales Schließsystem umgestellt, 9300 Mieter über die technische Neuerung informiert, fast 30 000 Transponder übergeben. „Es war eine große Herausforderung, vor allem in logistischer Hinsicht“, so Vorstandsvorsitzende Kristina Fleischer. „Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Das neue System ist eine innovative Lösung, mit der wir unseren Mitgliedern nun ein Höchstmaß an Sicherheit bieten und zudem einen weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung gehen.“
Jeder Transponder arbeite autark, habe einen eigenen Code und sei mit den anderen nicht vernetzt, sodass bei Verlust die Zugangsberechtigung per Tastendruck aufgehoben werden könne. Vor Ort könnten die zuständigen Hausmeister im Ernstfall die Berechtigung an den Türen entziehen. Auch das zuständige Rechenzentrum sei entsprechend geschützt, sodass die Sicherheit jederzeit gewährleistet sei.
Die Zahl der ausgegebenen Transponder richtet sich nach der Wohnungsgröße, erläuterte Lipsia-Vorstand Marco Rosenberger. Alle Ein- und Zwei-Raum-Wohnungen bekamen demnach zwei Transponder, Drei-Raum-Wohnungen drei, Vier-Raum-Wohnungen vier und Fünf-Raum-Wohnungen entsprechend fünf. „Wer zuvor zusätzliche Schlüssel erworben hatte, wird diese selbstverständlich ohne neue Kosten eins zu eins ersetzt bekommen“, so Rosenberger. Die kleinen Chips seien zwar wohnungsgebunden, jedoch nicht individualisiert. „Wer genau das Gerät nutzt, ist nicht einsehbar“, betonte der Vorstand den Datenschutz.
Die digitalen Schlüssel seien mittlerweile in allen Mietbereichen verteilt, oder es sei zumindest ein Übergabetermin festgelegt worden. „Nur fünf unserer insgesamt 9300 Mitglieder wurden bislang noch nicht erreicht“, so Rosenberger. Auch Firmen, die für die Lipsia arbeiten, seien jetzt ausgerüstet. Die Kosten für die Umstellung auf das neue Schließsystem seien aus dem Gewinn der Tochterfirma Lipsia Bau und Sanierung GmbH bestritten worden.
Bei den Mietern kommen die praktischen Chips offenbar bislang recht gut an. „Einige Mitglieder haben bereits Wünsche geäußert, künftig auch Dachböden und Keller, Containerplätze und Fahrradräume damit auszustatten“, berichtet Vorstandschefin Fleischer. „Denkbar ist das, in diesem oder nächsten Jahr wird das aber aus zeitlichen und Kostengründen noch nicht passieren.“ Den Einbau digitaler Schließanlagen in Wohnungstüren schließt die Wohnungsgenossenschaft jedoch aus.
Frank Döring
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 08.11.2018