„Grünau geht durch die Decke!“

In dem Stadtteil entstehen hunderte neue Wohnungen – sogar ein Hochhaus soll gebaut werden
Artikel der Leipziger Volkszeitung vom 24.10.2014:


Es gleicht einem Wunder – wenige Jahre, nachdem in Grünau rund 7.000 Wohnungen abgerissen wurden, erlebt Leipzigs größter Stadtteil (40.000 Einwohner) jetzt einen neuen Boom. Rund 50 Millionen Euro investieren verschiedene Unternehmen in die Zukunft des zu DDR-Zeiten entstandenen Plattenbau-gebiets. Sogar ein neues Hochhaus soll entstehen, obwohl es erst zehn Jahre her ist, dass elf der einstmals 16 Hochhäuser in Grünau dran glauben mussten. Hier eine Übersicht der wichtigsten Vorhaben:


Senioren-Paradies: Die Wohnungsgenossenschaft Transport (Wogetra) stellte gestern ein Projekt vor, durch das ab Frühjahr 2015 der ganze Bereich zwischen den Einkaufszentren PEP und Allee-Center umgestaltet wird. Mit 16 Millionen Euro ist es die größte Einzelinvestition in Grünau seit der Jahrtausendwende. Zwei alte Elfgeschosser an der Offenburger Straße, die heute überwiegend leerstehen, werden in eine seniorengerechte Wohnanlage verwandelt, so Wogetra-Vorstand Béla Hambuch. Alle Erdgeschossbereiche übernimmt die Arbeiterwohlfahrt (AWO). Sie richtet dort eine Sozialstation mit Begegnungsstätte, Tagespflege und – das sei bislang einmalig in Leipzig – auch acht Plätzen für die Nachtpflege ein. AWO-Geschäftsführerin Dana Rönsch: „Wir werden dort 50 Mitarbeiter beschäftigen. Ziel ist, dass die Nutzer unserer Unterstützungsangebote selbst bei Pflegestufe 3 nicht ins Heim müssen.“ Die Läden im Erdgeschoss verschwinden. Dafür entstehen dort Freiterrassen, ein Café. 60 verbliebene Mietparteien in der Offenburger Straße setzt die Wogetra während der Bauarbeiten in den genau gegenüberstehenden Block Ludwigsburger Straße 18-24 um. Dieses Haus kauft sie dafür von der Baugenossenschaft Leipzig. Bei der Sanierung erhalten die Quartiere in der Offenburger Straße kleinere Grundrisse, so dass dort bald 186 barrierefreie Wohnungen zur Verfügung stehen.

Junges Wohnen: Die Genossenschaft Kontakt startet 2015 den Bau von 56 möglichst preisgünstigen Mietwohnungen für junge Familien am Frankenheimer Weg – eine Abrissfläche nahe dem Lindenauer Hafen. 5,6 Millionen Euro plant sie für die Dreigeschosser (ohne Fahrstuhl) ein, sie werden in zwei Bauabschnitten verwirklicht. Vorbild sind preisgekrönte Bauten in Connewitz, die die Kontakt im Jahr 2000 fertiggestellt hatte, erklärt Vorstand Rainer Löhnert.

See-Terrassen: Die Genossenschaft Lipsia feierte diesen Mittwoch Richtfest für drei Neubauten an der Zschampert­aue. Die Sechsgeschosser bieten in den oberen Etagen einen wunderschönen Ausblick über den Kulkwitzer See. Laut Vorstand Wilhelm Grewatsch gibt es bereits über 150 Anfragen für die 48 Mietwohnungen. Sie sind im Schnitt 80 Quadratmeter groß, verfügen alle über eine gehobene Ausstattung, große Balkone sowie im Erdgeschoss über einen kleinen Garten. Obwohl sich die Kaltmiete bei etwa 8 Euro pro Quadratmeter bewegt, lasse die Nachfrage für das 8 Millionen Euro teuere Projekt nichts zu wünschen übrig, versichert Grewatsch. „Bei unseren 3600 Wohnungen in Grünau haben wir jetzt einen Leerstand von 5,6 Prozent. Durch weitere Investitionen auch in andere Bestände wollen wir ihn im nächsten Jahr auf 5,1 Prozent senken.“ Der Einzug in die Kulkwitzer See-Terrassen ist ab Mai 2015 vorgesehen.

Hochhaus: Die Lipsia hat Baupläne für einen 14-Geschosser in der Brackestraße fertig. Genau dort, wo sie 2007 einen Elfgeschosser mit 275 Wohnungen im Zuge des Stadtumbaus abreißen musste. Das neue Gebäude wird – auf Wunsch der Stadtplaner – nun 42 Meter hoch, erhält 60 Zwei-Raum-Wohnungen. Eine Besonderheit sind große Gemeinschaftsterrassen auf dem Sockel und in den Dachetagen des Hochhauses. Am Fuß entsteht ein flacher Anbau für den Concierge-Dienst und weitere Serviceangebote. Mit dem 7-Millionen-Euro-Projekt beginnt die Genossenschaft erst 2017. Grund: Dann endet die zehnjährige Schutzfrist für die Abrissfördermittel von einst.

Generationen-Wohnen: Die Johanniter erwecken ab diesen Dezember 140 leere Wohnungen im Neptunweg und der Saturnstraße zu neuem Leben. Für 10 Millionen Euro verwirklichen sie dort ein neues Konzept mit dem Titel „Generationenwohnen“ (die LVZ berichtete).

Jens Rometsch

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 24.10.2014