„Konzerte, Lesungen, Feste – ein Stadtteil lebt auf“

Kinderoper „Brundibár“ eröffnet 17. Grünauer Kultur-sommer/ Bunter Reigen an Veranstaltungen bis 23.09. – Artikel der Leipziger Volkszeitung vom 25.06.2012:

Am Samstag fiel der Startschuss für den 17. Grünauer Kultursommer in der Pauluskirche. Nun werden bis zum 23. September Konzerte, Lesungen und Ausstellungen das Leben im Stadtteil bereichern.
Zur Auftaktveranstaltung fanden sich etwa 200 Besucher in dem Gotteshaus ein, um die Aufführung der Kinderoper „Brundibár“ zu verfolgen. Ein überarbeitetes Stück vom jüdischen Komponisten Hans Krása über Mut und Freundschaft, das vor allem durch seine Aufführungen in den Jahren 1943 bis 1944 im Ghetto Theresienstadt traurige Berühmtheit erlangte. Der Musiker und die meisten der Mitwirkenden starben in den Vernichtungslagern. So sangen und musizierten der ökumenische Kinder- und Jugendchor der Grünauer Kirchgemeinden Paulus und St. Martin die Geschichte zweier Kinder, die kein Geld mehr für Milch haben. In ihrer Not sehen die beiden, wie fremde Menschen dem Leierkastenmann „Brundibár“ Geld geben und auch sie beginnen zu singen, um sich ein paar Groschen zu verdienen. Als ihre Stimmen jedoch nicht laut genug sind, helfen den beiden die Tiere, einen Kinderchor zu bilden. Zusammen sind sie somit unüberhörbar.
Auf offene Ohren hoffte auch der Pfarrer der Gemeinde Matthias Möbius, der seinen Standpunkt in die derzeitige Diskussion über die geplante dezentrale Unterbringung von Asylbewerbern in Grünau darstellte: „Manche sind demgegenüber aufgeschlossen, manche nicht. Wir haben die Pflicht, die Menschen mit Gastfreundschaft zu empfangen.“
Dass der Grünauer Kultursommer in erster Linie ganz im Zeichen der Kultur steht, betonten die Besucher. Rene Loch hält das Event für ganz wichtig: „Dadurch werden Menschen angelockt, die sich für Kultur interessieren, so dass Grünau nicht nur als Problemviertel gilt.“ Aus Zeitgründen könne er aber nicht an anderen kulturellen Angeboten teilnehmen. „Kinder von Freunden spielen heute hier mit, deswegen sind wir hier“, so Loch. Für Anne-Kathrin Köhler sind die Veranstaltungen in Bezug auf die Kultur ein Highlight. Die Grünauerin ist seit Jahren dabei. „Es sind viele Leute, die jedes Jahr hierher kommen“, sagt sie und mag die ungezwungene Atmosphäre. Am Samstag erst hat sie sich das Programm durchgelesen und nun interessieren sie die Konzerte in der Schönauer Kirche. Zur Eröffnung kamen vor allem viele Eltern, deren Kinder auf der Bühne standen. Erst dadurch ist auch Simone Banditt auf den Grünauer Kultursommer aufmerksam geworden, denn ihr Sohn singt im Kinderchor. Es sei die Jugend, die den Stadtteil aufleben lasse und ein gutes Zeichen gegen Vorbehalte setze. Kulturbürgermeister Michael Faber (parteilos) betonte die generelle Bedeutung des Events: „Wer den Weg in die Kultur findet, und der Grünauer Kultursommer ist ein solcher Weg, der findet den Weg zu sich und zur Gesellschaft.“

Katrin Mäding-Schulz

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 25.06.2012


Weitere Infos: 17. Grünauer Kultursommer 23.06. bis 23.09.2012