„Lief liefkoningspaar, van hartewelkom bij ons in Grünau!“

Das niederländische Königspaar kommt am Mi. und Do. und will unbedingt auch nach Grünau. Um eine typisch ostdeutsche Siedlung kennenzulernen. Die Menschen vor Ort sind gespannt.

Das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima kommt am Mittwoch und Donnerstag nach Leipzig.
Quelle: dpa

Es war der ureigenste Wunsch des Königspaares, mit Bürgern und Akteuren in Grünau ins Gespräch zu kommen. In Städten wie Amsterdam und Rotterdam gibt es schließlich auch Großraumsiedlungen; wenngleich mit anderer Entstehungsgeschichte, Bewohnerschaft und Sozialstruktur, mit anderen Problemlagen“, sagt Antje Kowski vom Grünauer Quartiersmanagement vergleichsweise nüchtern. Doch das, was am Donnerstag zwischen 9.50 und 10.25 Uhr vor und im Stadtteilladen in der Stuttgarter Allee 19 über die Bühne gehen soll, ist dann doch etwas anderes als „business as usual“.

Bereits seit Oktober weiß die 40-jährige Grünau-Expertin, dass Seine Majestät König Willem-Alexander (49) und Ihre Majestät Königin Máxima (45) bei ihrem morgen beginnenden Besuch der Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt auch einen Blick auf die „Platte“ made in DDR werfen möchten. Seither haben Antje Kowski und ihre Mitarbeiter ein recht aufregendes Berufsleben.

Damit bei der Visite der Oranjes auch ja alles klappt, schwappt von den niederen Landen an der Nordseeküste eine ziemlich hohe Welle in Richtung Leipziger Westen. Der Hof in Den Haag, die Botschaft der Niederlande in Berlin, die sächsische Staatskanzlei in Dresden und die Stadtverwaltung im Neuen Rathaus haben längst ihre Fachleute ausgesandt. Dieser Tage glühen die Kommunikationsdrähte im Quartiersmanagement besonders heiß. Neben Heerscharen von Spezialisten für Protokoll und Sicherheit melden sich auch ständig Journalisten bei Antje Kowski. Die wollen vor allem eins wissen: Was läuft da eigentlich?

Mit dieser Frage sind die Medienleute bei Stadtteilmoderatorin Kowski an der richtigen Adresse. Die junge Frau hat den inhaltlichen Part der königlichen Visite mit vorbereitet. Es gehe um zwei Themenkomplexe, erläutert sie: zum einen um das Entstehen des Quartiers und den Rückbau nach der Wende, zum anderen um die Gegenwart und die Zukunft des Viertels. Die geladenen Gesprächspartner von Willem-Alexander und Máxima würden neben heutigen Bewohnern und Vertretern örtlicher Institutionen und Sozialeinrichtungen auch frühere Mieter und Erbauer der Trabantenstadt sein. „Außerdem Leute, die erst weg sind, ihre Sturm-und-Drang-Zeit außerhalb der Siedlung verbrachten, inzwischen Familie gründeten und jetzt zurückkommen.“ Wie viele Menschen am Ende den eher kleinen Stadtteilladen bevölkern, verrät Antje Kowski nicht. „Wir werden schon noch atmen können“, fügt sie scherzhaft hinzu.

Eins steht derweil fest: In die Tiefe werden die Disputanten nicht gehen können. Denn der Tagesordnungspunkt Leipzig-Grünau macht im Terminkalender der höchsten Repräsentanten des Hauses Oranien-Nassau gerade mal 35 Minuten aus – abzüglich Ankunft und Abschied samt Bad in der Menge verbleiben 20 bis 25 Minuten. Das gegenwärtig vor allem Grünau-Mitte bewegende Thema Migration und Integration werde daher höchstens angetippt, sagt Antje Kowski.

Ginge es nach der Stadtteilmoderatorin, dann nimmt das Königspaar vor allem eine Botschaft mit nach Hause: „Dass eine Großraumsiedlung durchaus auch ein charmanter Wohnort sein kann“, betont sie. „Trotz mancher Probleme.“ In den Medien komme Grünau nach wie vor zu schlecht weg. „Aber das wird am 9. Februar ja vielleicht anders sein. Ein positiver Kontext tut uns auch mal gut.“

Bis dahin vergehen allerdings noch ein paar Arbeitsstunden. „Es ist noch allerhand Organisatorisches zu klären“, verlautet aus dem Quartiersmanagement. Die Unterweisung, wie der hohe Besuch anzusprechen ist und welche weiteren Benimmregeln zu beachten sind, erfolgte bereits. Mit „Ihre Majestät“ sind König und Königin nur einmal zu betiteln, im Fortgang des Gesprächs möchten Willem-Alexander und Máxima gesiezt werden. Und damit sich die beiden in Grünau auch wirklich wohlfühlen, hat Antje Kowski sogar ein bisschen Niederländisch gelernt. Aus dem Begrüßungssatz macht sie allerdings ein kleines Staatsgeheimnis.

Die LVZ schlägt daher folgende Formulierung vor: „Lief lief koningspaar,van harte welkom bij ons in Grünau!“ – „Liebes Königspaar, herzlich willkommen in Grünau!“

Dominic Welters

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 06.02.2017