„Máximale Freude in Grünau“

Schöne Gesten, nette Worte: Königspaar genießt Bad in der Menge am Markt und in Grünau
LVZ vom 10.02.2017

„Hallo, wie geht es …?“ Königin Máxima hat sichtlich Spaß an der Begegnung mit Leipziger Kindern im Stadtteil Grünau.
Der Abstecher in die Plattenbausiedlung am Donnerstagmorgen war eine der Stationen in ihrem prall gefüllten Besuchs­programm. Foto: dpa

Hunderte Leipziger wollen sie sehen: Mit einem Meer aus rot-weiß-blauen Fähnchen wird das niederländische Königspaar in Leipzig empfangen. Vorm Alten Rathaus haben Schaulustige gewartet, teils mehrere Stunden in der Kälte, um einen Blick auf Willem-Alexander (49) und Máxima (45) zu erhaschen.

Bei ihrer fast siebenstündigen Tour durch Leipzig haben sich die Majestäten ein Mammutprogramm vorgenommen. Am Vormittag geht es nach Grünau. Durch eine Menschenmenge bahnt sich das Paar seinen Weg zum Stadtteilladen in der Stuttgarter Allee. Unterwegs steuern sie auf den Wochenmarkt-Stand eines Landsmanns zu. Der 52-jährige Käsehändler Rene Lang darf beiden die Hände schütteln. „Sie haben auch einen kleinen Schwatz mit mir gehalten, sehr sympathisch“, freut sich der Mann aus Enschede.

Im Stadtteilladen plaudern Willem-Alexander und Máxima dann mit knapp 20 Einwohnern. „Ich habe schon sehr viele Veranstaltungen moderiert, aber die heute, die war schon was Besonderes“, zieht Quartiersmanagerin Antje Kowski ihr Fazit, als die Gäste wieder fort sind. „Dass es so locker und entspannt zugehen würde, hätte ich dann doch nicht gedacht. König und Königin haben die beiden Gesprächsrunden, die wir angesetzt hatten, fast schon im Alleingang geschmissen, standen voll im Stoff“, ist die 40-Jährige des Lobes voll. Den Privileg-Status von Grünau zu DDR-Zeiten, den Schrumpfungsprozess nach der Wende, die allmähliche Rückkehr von Leuten, die einst ihre Kindheit in der Trabantenstadt verbrachten und sich jetzt ihrer Wurzeln besinnen, weil es in der Platte Perspektiven für Familien gibt: All diese Informationen nimmt der hohe Besuch mit in die Niederlande.

Etwas Unmut gibt es auf dem Markt, als die Majestäten gegen 12 Uhr vorfahren. Sie steuern gleich auf das Rathaus und Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) zu, verzichten auf ein Bad in der Menge. Das gibt es später – aber erst nach dem Mittagessen mit 52 Gästen. Gastgeber ist Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). „Einfach hinreißend“ findet Maler-Star Neo Rauch (56) die Königin, neben der er im Festsaal sitzt. Auch Gewandhausdirektor Andreas Schulz, Schauspiel-Intendant Enrico Lübbe und Jürgen Zielinski vom Theater der Jungen Welt tafeln mit.

Das lange Warten lohnt sich für einen 19-Jährigen aus den Niederlanden: Jelle Hofs, der an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Museologie studiert, hat in der Petersstraße spontan einen Strauß Chrysanthemen gekauft. Damit will er „seinen“ Königen nachträglich zum 15. Hochzeitstag am 2. Februar gratulieren. Die beiden sind zwar schon fast im Auto – doch als Jelle auf Niederländisch „Majestät“ ruft, dreht sich Máxima spontan um und nimmt den Strauß an sich. Ebenfalls mit in der jubelnden Menge ist Günther Krietzsch aus Zeitz. Für ihn schließt sich nach fast 50 Jahren ein Kreis: „Als Willem-Alexander 1967 geboren wurde, habe ich in Maastricht in einem Architekturbüro gearbeitet. Damals feierte ganz Holland. Und heute sehe ich ihn als König“, strahlt der 73-Jährige, „einfach toll.“
Ein besonderes Andenken bekommen die Majestäten in der Baumwollspinnerei geschenkt – ein Fahrradschloss aus textilem Material mit ihren eingravierten Namen. Das Produkt des Leipziger Start-ups Tex-Lock erfreut den König, da auch er und seine drei Töchter Fahrrad fahren. Er erkundigt sich, wo die drei Leipziger Gründerinnen ihr leichtes und flexibles Seil produzieren lassen. Beim Start-up Binee, das ausrangierte Kleinelektrogeräte sammelt, bleibt er außer der Reihe stehen und stellt Fragen an Gründer Martin Jähnert. Bis ihn das Protokoll wegzieht, weil der Terminplan drängt. Máxima informiert sich über Wundercurves, eine junge Online-Plattform für Damenmode in Plus-Size-Größen.

Am Nachmittag warten im Umweltforschungszentrum 70 Forscher und Wirtschaftsvertreter aus Deutschland und den Niederlanden auf das Königspaar. Sie haben einen großen gemeinsamen Workshop hinter sich – und nun werden unter Beifall zwei Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet. Letzte Station ist die Gedenkstätte für Zwangsarbeit auf dem Gelände in der Permoserstraße.
Mit „Danke vielmals“ und einem letzten Winken hoch zu den Bürofenstern verabschiedet sich das Königspaar kurz nach 15.30 Uhr aus Leipzig.

Robert Nössler, Kerstin Decker, Dominic Welters

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 10.02.2017


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