„Mit einem Klick durch die Stadt“

Vier Grünauer Mädchen zeigen ihre Blicke auf die Welt – Artikel der Kleinen LVZ vom 26.03.2010:

Von der Schulbank an die Kamera, könnte das Motto von vier Mädchen lauten, deren Fotos derzeit im Stadtteilladen Grünau ausgestellt sind. Was – staunen die Besucher beim Rundgang durch die Schau – die Fotografinnen sind erst 14 und 15? Jung sind sie tatsächlich noch: Lisa Findeisen, Helene Gottschalk, Sandra Quellmalz und Stephanie Uhl besuchen gemeinsam die 9. Klasse der 84. Mittelschule.
Wie die Leidenschaft zum Fotografieren begann? Wie bei vielen anderen auch: Mit einer Minikamera und dem Spaß am Drauflosknipsen. Was für schöne Fotos man doch mit einer richtigen Spiegelreflexkamera machen könnte, dachten sich die Mädchen und hatten einen Plan. Schließlich stand die Jugendweihe samt ihrer Geldgeschenke vor der Tür und diese Finanzen sollten natürlich sinnvoll eingesetzt werden.
Gesagt, getan – fortan zogen Helene und Co. mit moderner Technik um die Welt. Zugegeben – die gesamte Welt war es natürlich nicht. Aber ein wichtiger Teil schon, bei dem Leipzig und Grünau die Schwerpunkte bilden. Sie genügen ja auch schon, wenn man nur den richtigen Blick hat. Lebt man in Grünau, darf der Kulkwitzer See natürlich nicht fehlen.
Aber keine Bange, die Schülerinnen langweilen nicht mit allseits bekannten Motiven, sondern fesseln mit Schwung und Lebensfreude: Kopfüber geht es von der Schulter einer Freundin ins Wasser. Weit breitet ein anderes Mädchen mitten in der Natur seine Arme aus. „Freiheit“ nennt sich dieses Foto. Ein anderes Bild zeigt Strahlen, die durch Zweige fallen oder Insekten in Großaufnahme. „Wir waren schon immer gern draußen unterwegs, aber nun nehmen wir die Natur noch ganz anders wahr“, erzählt Sandra. Oft vertrauen die Vier auch auf ihre Begeisterungsfähigkeit und lassen sich überraschen – von der Schönheit knallroter Beeren oder dem flirrenden Licht eines Sommertages. Die besten dieser Naturaufnahmen geben die besondere Atmosphäre mit viel Gespür wider.
Doch die Mädchen haben auch verrückte Ideen und inszenierten sich ein bisschen, Da schlüpft Lisa in die Rolle eines Mädchens, das als Barbie durchs Leben geht oder Helene präsentiert sich mit Biss, Witz und frechem Blick. Entstanden sind jedoch auch Porträts, die ein große Vertrautheit ausstrahlen. Kein Wunder – schließlich kennen sich die Grünauerinnen zum Teil schon aus ihrer Grundschulzeit. Da gibt man sich natürlicher und entspannter und erzählt so ein bisschen vom eigenen Charakter.
Gehen Lisa und Co auf Foto-Pirsch in die Stadt, kommen sie am Uni-Riesen oder dem Leben auf den Straßen natürlich nicht vorbei. War schließlich alles im Kasten, unterstützte sie ihre Schulsozialarbeiterin Isa Isensee von der RAA Leipzig, einem Verein, der sich für für Interkulturelle Arbeit, Jugendhilfe und Schulsozialarbeit engagiert. Gemeinsam wurde vergrößert, ausgedruckt, gestaltet. Und wie sehen die nächsten Pläne der jungen Fotografinnen aus? Lisa: „Na jetzt ist Frühling, dann kommt der Sommer – da gibt’s genug Motive.“ Ingrid Hildebrandt

Geöffnet noch bis 9. April im Stadtteilladen, Stuttgarter Allee 19

Quelle (Text + Foto): Kleine Leipziger Volkszeitung (Stadtleben) Süd vom 26.03.2010