„Royaler Besuch im Plattenbau“

Energie, Wissenschaft und Wohnen sind Schwerpunkte beim Besuch des niederländischen Königspaares in Leipzig. Von Plattenbauten umgeben zeigen sich Willem-Alexander und Máxima wissbegierig.

Königlicher Besuch: Máxima und Willem-Alexander im Leipziger Stadtteil Grünau. Mit dabei ist auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (links). Foto: DPA

Bei Minustemperaturen warten Kindergartenkinder und Erwachsene im Leipziger Stadtteil Grünau auf das nieder-ländische Königspaar. „Und sie haben uns einen warmen Empfang bereitet“, gibt König Willem-Alexander zu Protokoll.
Fähnchen in den niederländischen und sächsischen Farben schwenken die Menschen, die den Gang des Königspaares über einen kleinen Wochenmarkt zum Quartiersmanagement des Stadtteils begleiteten, der von Plattenbauten geprägt ist. Dort informieren sich die royalen Gäste am Donnerstag über den Umbau des Gebietes nach dem Ende der DDR.
«Königin Máxima wollte Tipps von uns», erzählt Sara Faulian im Anschluss. Die alleinerziehende Mutter zweier Kinder war eine von den Bewohnern des Stadtteils, die zum Gespräch mit dem Königspaar geladen waren. „Sie wollte wissen, was Grünau ausmacht, wie die Kommunikation zwischen Jung und Alt hier im Quartier funktioniert“, sagt Faulian. Und so erzählt sie der interessiert lauschenden Monarchin, wie die Grünauer mit Ehrenamtlern und mit Hilfe von Vereinen Veranstaltungen organisieren, ihr Zusammenleben gestalten.
Willem-Alexander und Máxima zeigen sich beeindruckt vom Gedanken der Genossenschaften. Sie lassen sich erklären, warum die Menschen deshalb günstige Mieten zahlen, wie sie mitbestimmen können. Die Hälfte der Wohnungen in Grünau ist im Besitz von Genossenschaften, wie schon zu DDR-Zeiten.
Klaus Wagner lebt schon lange hier. Der 74-Jährige wohnt fast seit 40 Jahren in Grünau und freut sich, dem Königspaar berichten zu können: „Wann hat man schon mal die Gelegenheit, royalen Besuch zu empfangen.“
Da es auch in den Niederlanden in Großstädten wie Amsterdam oder Rotterdam Plattenbaugebiete gibt, sind der König und seine Frau offen für Anregungen, wie das Leben dort gestaltet werden kann. „Familienfreundlich ist es hier, Schulen, Kindergärten gibt es dicht an dicht“, kann ihnen Faulian mit auf den Weg geben. Sie selbst wuchs in Grünau auf, siedelte aus beruflichen Gründen zwischenzeitlich in einen anderen Stadtteil über – und kam zurück.
So vertieft sind die königlichen Gäste in die Gespräche mit den Grünauern rund um Quartiersmanagerin Antje Kowski, dass sie das Aufbruchsignal von Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) glatt überhören – oder freundlich ignorieren. Doch es muss weitergehen, schließlich stehen noch andere Termine auf dem Programm. Im Gründerzentrum SpinLab kommt das Paar mit Start-up-Unternehmern ins Gespräch, bei der Europäischen Energiebörse EEX informiert es sich über die Rolle der Strombörsen in der europäischen Energiepolitik.
Für Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich ist der niederländische Besuch mit 70-köpfiger Handelsdelegation eine gute Gelegenheit, für den Standort zu werben. „Aktuell sind knapp 60 niederländische Investoren in Sachsen tätig“, so der CDU-Politiker. Im Jahr 2008 eröffnete das Königreich in Leipzig ein Handelsbüro. Es gibt eine Vielzahl von Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
Von Leipzig aus ging es am Nachmittag weiter nach Sachsen-Anhalt. In Wittenberg, dem Ursprungsort der Reformation, empfing Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Gäste vor der Schlosskirche. Bei frostigen Temperaturen jubelten rund 300 Menschen dem König Willem-Alexander und seiner Frau, Königin Máxima, zu.

Jörg Aberger

Quelle: dpa (Text + Foto), 09.02.2017


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