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Randsport im Mittelpunkt

American-Sports-Day im Grünauer Ratzelstadion zieht die jüngeren wie auch reiferen Semester an (LVZ vom 06.08.2019)

Die Lacrosse-Spezialisten vom ATV Leipzig Sandra Schmidt, Mariya Medunystya, Rahel Smolik und Felix Heinrich sind beim American-Sports-Day mit von der Party. Foto: Dirk Knofe

Die Sonne scheint und die Stimmung ist gut beim American-Sports-Day im Ratzelstadion in Grünau. Ab 10 Uhr am Sonnabend haben Lacrosser, Baseballer und Footballer die Möglichkeit, ihren Sport vorzustellen. Das Ziel ist klar definiert: Die Veranstalter wollen jung und alt gleichermaßen für die verschiedenen Spielarten begeistern.

„Das größte Problem ist die fehlende Aufklärung. Was steckt hinter der Sportart, was macht sie besonders“, meint Moderator Robert Berthold. Genau das wird hier geboten. „In einer lockeren Atmosphäre sollen die Leute ohne Schamgefühl etwas Neues ausprobieren“, fügt er an.

Nach fünfjähriger Pause wurde im vergangenen Jahr das Sporttag-Comeback gefeiert und der Effekt ist klar erkennbar. Die meisten Vereine vermeldeten Zuwachs. Trotzdem kommt beim ATV 1845 keine Lacrosse-Nachwuchsmannschaft zustande – die Altersspanne reicht von 14 bis 40 Jahren. Doch ist der Zusammenhalt im Team stark und die Akteure haben Spaß, ihren Lieblingssport vorzustellen. Beste Werbung in eigener Sache.

Wissenswert dazu: Das Spiel mit Schläger und Hartgummiball stammt von den Indianern der Ostküste und der Großen Seen, auf den Gebieten des heutigen Kanada und der USA. Bei den Olympischen Spielen 1904 in St. Louis und bei den Spielen 1908 in London war Lacrosse eine Wettkampfdisziplin, 1928 in Amsterdam, 1932 in Los Angeles und 1948 in London nur noch Demonstrationssport und verlor danach weiter an Bedeutung.

Auf dem Sprung sind die Leipzig Lions, doch dem Football-Regionalligisten fehlen Sponsoren. Durch die kurze Saison ist es nicht attraktiv für Partner, ihr Geld zu investieren. Dadurch ist der Verein auf die Hilfe der Mitglieder angewiesen, die ihren Teamgeist bei Arbeitseinsätzen regelmäßig unter Beweis stellen. Trainer und Organisator Maik Tretbar beschreibt es folgendermaßen: „Die meisten von unseren Spielern waren im Sportunterricht die letzten, die beim Fußball oder Volleyball ausgewählt wurden. Hier können wir aber jeden gebrauchen. Egal ob groß und kräftig oder klein und wendig, bei uns kann jeder mitmachen.“

Die Bühne in der Plattenbau-Wohnsiedlung nutzen auch die Cheerleader, wenn auch ohne Ball. Die Mischung aus Turnen und Akrobatik ist reizvoll und hat viele Anhänger. Verschiedene Leipziger Mannschaften nahmen schon erfolgreich an Weltmeisterschaften teil.

Der US-Sport aus nächster Nähe kommt an. Die eher als Randsportarten verschrieenen Disziplinen stehen im Mittelpunkt, es werden Wissenslücken zu Regeln und Techniken geschlossen und für bevorstehende Veranstaltungen geworben. Maik Tretbar hat klare Pläne für die Zukunft: „Wir wollen das Event auch gern noch einmal außerhalb von Grünau stattfinden lassen. Wir versuchen, vor allem Kinder wieder an die Luft zu bekommen und das hat hier schon gut funktioniert.“

Jonathan Girke

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 06.08.2019