Kontakt, Lipsia und Unitas legen Top-Bilanzen vor und wollen noch mehr bauen – auch in Grünau (LVZ vom 28.06.2018)
Günstige Mieten, lebenslanges Wohnrecht und kostenlose Service-Leistungen, die oft weit über die Angebote der privaten Vermieter hinausgehen – die Leipziger Wohngenossenschaften erleben derzeit einen Zuspruch wie lange nicht mehr. Dies zeigt sich auch in den herausragend guten Bilanzen, die soeben drei der größten Genossenschaften vorgelegt haben.
Die Kontakt ist noch mal gewachsen
Sachsens größte Baugenossenschaft heißt Kontakt, verfügt über 15.800 Wohnungen in Leipzig, Zwenkau und Böhlen – bei einer durchschnittlichen Kaltmiete von 4,43 Euro pro Quadratmeter. Erst diese Woche kamen noch mal 560 Wohnungen einer Genossenschaft in Hartha hinzu, von denen allerdings fast 30 Prozent leerstehen. Nach vier Jahren der Zusammenarbeit beschlossen die Vertreterversammlungen beider Genossenschaften nun die Verschmelzung, teilte Kontakt-Chef Jörg Keim zur Bilanz-Pressekonferenz mit. „Das wird für niemanden Nachteile bringen.“ Den 11,5 Millionen Euro Bank-Schulden in Hartha stünden erhebliche Werte und ein gutes Sanierungskonzept gegenüber – samt geplanter Investitionen in die Bestände. „Wir wollten auch ein Zeichen setzen, dass sich Genossenschafter gegenseitig helfen“, sagte er.
2017 konnte die Kontakt ihre Mieteinnahmen um 1,2 Millionen Euro steigern. Dies folgte aus etlichen Modernisierungen und einem weiteren Rückgang des Leerstands auf knapp sieben Prozent. Der ebenfalls gewachsene Jahresgewinn von 5,8 Millionen Euro floss in die Rücklagen, um künftig noch mehr bauen zu können. Die Kontakt denke schon über eine dritte Kita nach, nachdem 2017 ihre zweite in Lindenthal fertiggestellt wurde, so Keim. 2018 gebe die Genossenschaft 26 Millionen Euro zusätzlich für Bau und Modernisierungen aus. Das mit Abstand größte Projekt ist die Umgestaltung der Häuser An der Kotsche 43 bis 73 unweit des Kulkwitzer Sees in Grünau. Dort entstehen 200 barrierefreie Wohnungen mit Fahrstühlen und begrünter Tiefgarage im Hof. Zudem wird der 16-Geschosser in der Mockauer Simon-Bolivar-Straße 90 (den die Kontakt von einer anderen Genossenschaft übernommen hatte) bald zu Ende saniert. Neubauten mit je
21 Wohnungen sind in Neuschönefeld (Senefelderstraße) sowie in Paunsdorf (Waldkerbelstraße) geplant.
Lipsia zahlt vier Prozent Dividende
Einen „ungewöhnlich hohen“ Jahresüberschuss von 5,2 Millionen Euro konnte auch die Lipsia für 2017 verbuchen. In der Folge zahlt sie ihren Mitgliedern – als einzige große Baugenossenschaft in Leipzig – wieder eine Dividende von vier Prozent auf ihre Geschäftseinlagen. In den fast 8.000 Wohnungen (davon 3000 in Grünau) sank der Leerstand von 4,1 auf 3,8 Prozent. Die durchschnittliche Kaltmiete in den modernisierten Häusern liegt nun bei 5,11 Euro pro Quadratmeter, erklärte Vorstandsvorsitzende Kristina Fleischer. Das liege rund 50 Cent unter dem Leipziger Mittelwert. Die Betriebskosten der Lipsia-Wohnungen würden seit 2015 abnehmen – eine Folge der Modernisierungen und rückläufigen Verbrauchsmengen für Heizung und Warmwasser. „Wir erleben eine Renaissance des Genossenschaftsgedankens, eine Blüte wie in der Gründerzeit“, sagte sie. Das biete ein gutes Fundament für Investitionen wie den ersten Neubau eines Hochhauses in Grünau seit 1990.
Unitas richtet Fokus auf Grünau
Der Gewinn der Unitas stieg 2017 um 800.000 auf 2,3 Millionen Euro. Dabei hat auch diese Genossenschaft mit 5500 Wohnungen kräftig investiert, etwa 78 altengerechte Wohnungen an der Kregelstraße gebaut und Häuser im Seeburg-Viertel modernisiert. Dennoch sei die durchschnittliche Kaltmiete mit 4,98 Euro moderat geblieben, betonte Vorstand Steffen Foede. Im Jahr 2018 richte sich der Fokus auf Grünau, so Finanzchefin Iris Liebgott. Zuerst werden die Elfgeschosser in der Alten Salzstraße 100-102 energetisch saniert, später die Nachbarn in der Alten Salzstraße 104-110 sowie Weißdornstraße 1-7. In der Salomon-
straße 24-28 ist ein Neubau geplant.
Jens Rometsch
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 28.06.2018